Seit unserem letzten Blick an die Börse ist wieder einiges passiert, allerdings nichts, was uns verrückt machen würde. Im Gegenteil haben wir die drastisch gesunkenen Preise zum Ende des vierten Quartals und zum Beginn des neuen Jahres genutzt, um uns bei einigen Unternehmen neu einzukaufen bzw. bei anderen Bestandspositionen weiter zu erhöhen. Schauen wir die Details gemeinsam an:
Gleich nach unserem letzten Artikel vom November 2018 haben wir unsere Position bei der Deutschen Rohstoff AG zum günstigen Preis weiter aufgestockt, vom Ursprung her ein klassisches Kissig-inspiriertes Investment. Bei der Deutschen Rohstoff AG warten wir wie alle anderen Investoren seit Jahren darauf, dass sich die Ergebniseffekte aus den Investitionen in die US-Ölbranche sichtbar im Ergebnis und im Kurs materialisieren. Und tatsächlich, im letzten Jahr wurden die Unternehmensprognosen mehrfach angehoben. Vor allem auf der wichtigen Umsatzseite – wie das Ergebnis unterm Strich für 2018 ausgesehen hat, werden wir hoffentlich bald erfahren. Ein Blick auf die Fundamentaldaten zeigt, worin u.a. der Reiz liegt: der hohe freie Cashflow pro Aktie von über 10 Euro in 2018 und wohl auch in 2019 bei einem Aktienkurs von 17 Euro. Ein einstelliges KGV von ca. 8. Die Dividendenrendite ist nicht berauschend, umso stärker dann aber der Zuwachs beim Buchwert spürbar, der sich über kurz oder lang auch beim Preis der Aktie bemerkbar machen sollte. Daneben waren bis ca. Oktober 2018 die Ölpreise vergleichsweise hoch und die Deutsche Rohstoff sichert sich beim Preis mittelfristig ab. Die selbst gestellte und tatsächlich grob so eingetretene Prämisse von durchschnittlich 65 USD/Barrel dürfte die Zielerreichung 2018 wohl gestützt haben. Bei der Deutschen Rohstoff ist es im Übrigen immer wichtig, zu verstehen, dass das Geld langfristig nicht primär aus laufenden Einkunftsquellen zu erwarten ist. Denn die Deutsche Rohstoff ist eine Beteiligungsgesellschaft und Geld wird damit verdient, Beteiligungen günstig einzukaufen und teurer wieder zu verkaufen.
Einen Tag später gab es im Zuge der allgemeinen Tech-Schwäche an den Märkten nochmals günstigere Preise bei dem Alles-Kaufhaus Amazon.com, sodass wir den ohnehin bereits gewichtigen Portfolioanteil nochmals ausgebaut haben. Es gibt derzeit kein anderes Unternehmen, das Amazon Konkurrenz machen kann. Einzig in Teilbereichen ist ab und zu von Angreifern zu lesen, Stichwort Wal-Mart, Stichwort Netflix, Stichwort Microsoft im Cloud-Bereich. An Amazon kommt derzeit trotzdem niemand vorbei und Bezos bearbeitet einen neuen Markt nach dem anderen. Tatsächlich spielt bei unseren Investitionsentscheidungen die Frage „kann Amazon das Geschäftsmodell angreifen?“ eine Rolle. Sorgen machte uns gegen Jahresbeginn dann vor allem die Nachricht, dass Alibaba nach Europa expandieren möchte. Hier könnte etwas Gegenwind aufkommen, wenn auch die Geschäftsmodelle möglicherweise nicht deckungsgleich sind. Die Frage ist aber: wenn man als Kunde über Amazon sowieso einen substantiellen Anteil AmazonFBA-Alibaba-Dropshipping-Produkte kauft, warum sollte der Kunde dann nicht gleich beim Original einkaufen, wenn nur der Preis stimmt? Das wird also zu beobachten sein.
Signifikant aufgestockt haben wir im November ein weiteres Kissig-inspiriertes Investment, die wir allerdings schon viele Jahre halten, nämlich die Main Street Capital Corporation, eine US-amerikanische sogenannte Business Development Company. BDCs vergeben u.a. Hochzinskredite oder Mezzanine-Kapital an aufstrebende kleine und mittlere Unternehmen. BDCs haben bei – gesetzlich so vorgesehenen – relativ hohen Ausschüttungsrenditen oftmals die unangenehme Eigenschaft, kontinuierlich an Buchwert zu verlieren und Dividenden zu kürzen. Es gibt wenig Bereiche an der Börse, bei denen man bei mangelnder Qualität schneller Geld verliert. Main Street Capital gilt aber gemeinhin als qualitativ hochwertigste BDC, weshalb sie traditionell als eine von wenigen mit Aufschlag auf den Nettoinventarwert gehandelt wird.
Grundsätzlich kaufen wir keine Banken, allerdings gibt es eine Bank mit relativ stabilem Geschäftsmodell in Deutschland und das ist der Gewerbeimmobilienfinanzierer Aareal Bank AG. Diese wurde im vierten Quartal kurstechnisch im Zuge allgemeiner konjunktureller Unsicherheit kräftig abgestraft, und wir hatten die Geduld und das Glück, mehr oder weniger zum Tiefstkurs um 26 EUR nachgekauft zu haben. Aufgrund der Stabilität des Geschäfts ist auch der Gewinn relativ stabil und folglich auch die Dividende – dachten wir. Das Management hat hier offenbar ein gesteigertes Sicherheitsbedürfnis gesehen und die Dividende um 16 % gekürzt, was zu unserem (Nach-)Kaufkurs allerdings immer noch sagenhaften 8,1 % Ausschüttungsrendite entspricht. Wir sind sehr gespannt auf den in dieser Woche erscheinenden Jahresbericht für 2018 und eine Erläuterung dieses Schritts. Idealerweise auch gepaart mit in die Zukunft gerichteten Aussagen. Denn Unternehmen, die durch regelmäßige Kürzungen auffallen, können wir nicht gebrauchen.
Gleichfalls mehrfach nachgekauft haben wir bei der Allianz SE, die im Gegensatz zum Vorgenannten regelmäßig mit guten Geschäftszahlen auffällt. Nachdem Anfang Dezember der Kurs – wie bei vielen anderen Unternehmen – völlig grundlos um fast 10 % eingebrochen ist, haben wir die Gelegenheit genutzt und haben ebenfalls einen sehr guten Einstieg gefunden, was sich bis heute mehr als ausgezahlt hat, weil der Preis der Allianz-Aktie heute wesentlich höher steht, als vor dem Einbruch.
Ebenfalls gelohnt hat sich die Aufstockung bei der Fresenius SE & Co. KGaA, die nach dem Kappen der Mittelfristziele fast 25 % eingebrochen ist, was uns eine willkommene Kaufgelegenheit für einen absoluten Standardwert war. Fresenius hatte unter dem heutigen Nestlé-Chef Ulf Schneider, der sich bei Nestlé nunmehr nach seinem zweiten Vornamen Mark rufen lässt, eine langjährige M&A-Historie, die offenbar verdaut werden muss, was sich 2018 mehr als deutlich gezeigt hat. Denn Schneider hat das Wachstum vor allem auf Schulden aufgebaut. Allerdings tatsächlich auch nicht ganz ohne Erfolg, wie man wohl zugestehen muss. Daneben dürfte im Gesundheitsbereich insgesamt auch wenig anbrennen, denn kaum ein Bereich könnte konjunkturunabhängiger sein.
Wie alle anderen Aktienkurse ist auch Sixt eingebrochen, ein Unternehmen, das für uns gefühlt schon fast selbstverständlich die Nummer 1 unter den Autovermietern ist. Was auch der extrem effektiven Werbemaschinerie von Sixt zu verdanken ist, die vor allem durch Originalität überzeugt. Nicht so sehr gefallen hat uns tatsächlich die Trennung von DriveNow, was natürlich einen saftigen Einmalertrag mit noch saftigerer Sonderdividende beschert hat. Allerdings ist das Geschäftsfeld nun weg. Erich Sixt, der Firmenpatriarch, hat zwar nach wie vor die Technologie hinter der DriveNow-App und möchte nach der Trennung einen neuen eigenen Mobilitätsdienstleister etablieren. Ehrlicherweise glauben wir noch nicht so recht daran, dass das erfolgreich werden kann, aber wir werden sehen. Sixt hat bislang selten enttäuscht und hält zu diesem Thema in der kommenden Woche eine Pressekonferenz ab. Wir haben die günstigeren Einstiegskurse im Dezember jedenfalls zum Aufstocken genutzt.
Ebenfalls aufgestockt haben wir im Dezember beim Immobilien-Investmentmanager Corestate Capital, einem Unternehmen, dessen Aktienkurs in 2018 etwa die Hälfte an Wert verloren hat. Hier wurden durch ebenfalls umfangreiche M&A-Aktivitäten und einem straffen Expansionstempo offenbar Erwartungen geweckt, dass Bäume in den Himmel wachsen könnten. Dem war dann natürlich nicht so, nichtsdestotrotz erzielt das Unternehmen sehr solide Ergebnisse. Uns überraschen die guten Ergebnisse durchaus etwas, da uns beispielsweise die von Corestate u.a. gekaufte Hannover Leasing eher als Sanierungsfall in Erinnerung war. Aber die neuen Besen kehren offenbar gut. Corestate an sich hat daneben interessante Geschäftsbereiche, die aufgrund diverser aktueller Entwicklungen von Relevanz sind. Das betrifft etwa den Microliving-Trend, von dem man halten kann, was man möchte, aber er dürfte sich rentieren für die Investoren. Außerdem Studentenwohnheime, die aufgrund der seit Jahren stetig steigenden Studentenzahlen – ebenfalls ein Trend von dem man halten kann, was man möchte – stark nachgefragt sind. Entscheidend ist nun bei jeder Geschäftszahlenveröffentlichung ausschließlich die Prognose, da das Vergangene im Zeitpunkt der Veröffentlichung schon wieder irrelevant ist. Und hier prognostiziert Corestate für 2019 ungefähr das gleiche Ergebnis wie für 2018. Allerdings gab es in 2018 im Laufe des Jahres eine Prognoseerhöhung und es würde uns nicht überraschen, wenn auch diese Guidance konservativ ist. Wir haben die gesunkenen Aktienpreise bei knapp unter 30 EUR jedenfalls gerne mitgenommen und danken an dieser Stelle den Verkäufern.
Ein komplett neues Investment für uns war nun Anfang Januar die Aktie des Spieleentwicklers Activisison Blizzard, die – man kann es wahrscheinlich nicht mehr hören – extrem im Preis gefallen war. Das eSports-Thema war zwischenzeitlich auch bereits in den Finanzzeitschriften angekommen, mit für uns als Nichtspieler durchaus interessanten Einblicken. Was uns vor allem beeindruckt, war die Tatsache, dass heutzutage bereits ganze Stadien gefüllt werden, in denen die Zuschauer Computerspielern beim Computerspielen zuschauen sowie außerdem die Ligenbildung. Natürlich sind die einzelnen konkreten Titel mitentscheidend für den Unternehmenserfolg und Activision Blizzard hat hier mit der Call-of-Duty-, Diablo- und Warcraft-Reihe bekannte und beliebte Titel im Programm. Entscheidender scheint uns jedoch zu sein, dass die kontinuierliche und konsequente Monetarisierung bspw. im Spiel, als Liga und im Stadion nunmehr allseits akzeptiert wird. Aus Investmentsicht erscheint es uns wichtig, am Organisator von Ligen beteiligt zu sein (wie Activision Blizzard bspw. mit der Overwatch-Liga), da wir hier den sweet spot der Wert(ab)schöpfungskette vermuten. Allgemein freut es uns auch, den Entwickler der bekannten Candy Crush Saga im Depot zu haben. Ganz offensichtlich sind Computerspiele und eSports – wie vieles andere auch – aber nicht unsere Kernkompetenz, was sich dann auch an der Positionsgröße bemerkbar gemacht hat.
Ein weiteres ganz neues Investment waren die Aktien des Konsumgüter- und Klebstoffherstellers Henkel. Nachdem die 2018er-Ziele im Wesentlichen nicht erreicht wurden und mit der Begründung höherer Investitionen auch für 2019 ein mageres Jahr in Aussicht gestellt wurde, brach der Kurs nach ohnehin schwacher Kursentwicklung in 2018 dann im Januar 2019 nochmals um 10 % ein. Wie immer bei großen Abschlägen nach enttäuschenden Zahlen, gehen wir davon aus, dass die Enttäuschung nicht lange vorhält. Wir haben das zum Anlass genommen, die Stammaktien zu kaufen.
Außerdem neu dabei sind wir bei dem in der amerikanischen Aktienszene bereits seit langem leidenschaftlich diskutierten weltweit größten Gewürzhersteller McCormick & Co.. Das Unternehmen hatte bei der Vorlage der Zahlen im Januar bei Umsatz und Gewinn jeweils leicht enttäuscht und in der Folge wurde gewaltig heiße Luft aus der – offenbar recht wachstumsorientierten – Bewertung gelassen. Nichtsdestotrotz halten wir den Gewürzbereich für ein Geschäftsfeld mit robustem Burggraben und vor allem anhaltend starker Nachfrage. Nachdem nun ein substantieller Teil der westlichen Bevölkerung sich von Fertiggerichten den eher frischeren Zubereitungsarten zuwendet, ist hier eher noch eine stetige Zunahme zu erwarten. Denn hat mal jemand einen frisch gemachten Salat ohne Gewürze gegessen? Das halten auch nur die Wenigsten auf Dauer aus.
Einen weiteren Wert haben wir im Januar ins Depot aufgenommen, auf den wir maßgeblich durch einen Euro-am-Sonntag-Artikel (Ausgabe 4/2018) aufmerksam wurden: die holländische ASML Holding. ASML ist der weltweit einzige Anbieter der sogenannten Ultraviolettlithografie. Der Knackpunkt: alle großen Computerchip-Hersteller sind Kunden bei ASML und bestellen dort ihre Maschinen, mit denen sie immer kleinere Leiterstrukturen auf ihre Siliziumplatten aufbringen können. Obwohl ASML also lediglich Zulieferer ist, dürfte die Preisverhandlungsmacht eher auf Seiten von ASML sein. Technologisch ist nämlich ASML Vorreiter und dementsprechend sind auch die prognostizierten Wachstumsraten: 15-25 % p.a. Ein Unternehmen mit starkem Burggraben also, an dem wir uns gerne beteiligen.
Kein Aktienartikel dieser Tage kommt ohne den weit und breit wohl größten kurzfristigen Kursverlust seit Langem eines Unternehmens der Blue-Chip-Liga aus: die Rede ist natürlich von Wirecard. Für uns lange viel zu teuer, haben wir die Marktbereinigung genutzt, um mit einer kleinen, dem potentiellen Risiko angemessenen Position einzusteigen. Wirecard hat eine lange Historie von Short-Attacken, Geldwäschevorwürfen und daraus resultierenden Kursverlusten, die sich allerdings nie bewahrheitet haben. Deshalb war es diesmal natürlich etwas prickelnder, sich als Anleger immerhin gegen die Financial Times zu stellen. Auf der anderen Seite ist der FT-Autor bekannt dafür, Wirecard mit negativer Berichterstattung zu begleiten. Darüber hinaus war es für uns überzeugend, mit welcher Konsequenz sich CEO Braun hinstellt, und die Vorwürfe von sich weist. Wir glauben nicht, dass hier noch substantiell Negatives kommt und haben uns deshalb bei Kursen um 100 EUR eingedeckt.
Durch Zufall sind wir durch einen FAZ-Artikel auf die Aktie von Villeroy & Boch gestoßen, wo wir im Februar eingestiegen sind. Das Unternehmen selbst ist uns natürlich lange bekannt. In der deutschen Finanzpresse ist allerdings weit und breit nichts dazu zu lesen. Villeroy & Boch hat im Wesentlichen zweit Geschäftsbereiche. Der eine nennt sich Tischkultur und umfasst Geschirr, Bestecke usw., der andere umfasst im Wesentlichen Badausstattungen. Der Letztgenannte ist der Wachstumstreiber. Wir sehen persönlich hohen Bedarf an hochwertigen Badausstattungen und Villery & Boch hier in einer guten Marktposition. Darüber hinaus ist das Unternehmen recht innovativ, wenn man sich z.B. mal deren Youtube-Kanal ansieht. Vom spülrandlosen WC bis zum sehr dünn gearbeiteten Waschbecken sind dort allerlei Designkracher dabei, von denen wir überzeugt sind, dass sich damit gute Geschäfte machen lassen. Nicht zu unterschätzen ist sicherlich auch der Trend der freistehenden Badewanne. Die Finanzdaten sind gigantisch gut, und auf der einen Seite ärgern wir uns, so spät darauf aufmerksam geworden zu sein, auf der anderen Seite haben wir hier auch beim Preis einen außerordentlich guten Einstieg geschafft.
Nun besteht das Investieren nicht nur aus dem Filtern und Bewerten unzähliger Geschäftsmodelle, sondern auch aus dem Vereinnahmen der Dividenden. Für uns sind Dividenden ein Bestandteil unserer langfristigen Investmentstrategie. Diese besagt – nichts Neues -, dass die Ausschüttungen in der Investitionsphase für Reinvestitionen zur Verfügung stehen sollen und nach der Investitionsphase für konsumtive Zwecke. Aus dem Grund, dass wir das Geschäftsmodell- und Auszahlungsprofil selbst bestimmen und steuern möchten, kommen ETFs für uns nicht infrage. Bei unserem letzten Blick auf die Börse waren dividendentechnisch wie üblich Licht und Schatten dabei. Auffällig war der magere Auftakt ins Dividendenjahr 2019 von Siemens bei gleichzeitig ohnehin mauen allgemeinen Aussichten zumindest bei den DAX-Werten. Schauen wir also einmal, was sich hier mittlerweile getan hat.
Im Januar ging es gleich los mit Realty Income, dem bekannten Monatszahler aus den USA. The monthly dividend company hat die Dividende um 2,0 % angehoben. Klingt nach wenig, aber Realty Income erhöht quartalsweise, sodass man über das Jahr gesehen immer um die +5 % p.a. rauskommt, auch dem 10-Jahres-Schnitt entspricht. Für einen so breit diversifizierten Immobilienwert ein anständiger Wert. Gleich darauf kam Blackrock mit der Erhöhungsankündigung. Blackrock ist für uns (nach Siemens aufgrund des abweichenden Geschäftsjahrs) immer der Startschuss in die Erhöhungssaison. Nachdem Blackrock in 2018 bereits zwei Mal um insgesamt über 25 % angehoben hat, gab es nun erneut eine Steigerung von 5,4 % (10-Jahres-Schnitt +15 % p.a.). Wir freuen uns sehr darüber, am florierenden ETF-Geschäft mitzuverdienen, auch wenn der ein oder andere Leser mitgteilt hat, dass er nicht verstehen kann, warum wir in Blackrock investieren und gleichzeitig über ETF-Risiken aufklären. Aber das stört uns nicht, wir investieren weiter gerne in gute Unternehmen, insbesondere wenn sie Schaufeln im Goldrausch verkaufen und die Aktionäre am Gewinn beteiligen. Nach wie vor besorgt uns vor allem Vanguard, die den ETF-Markt aus dem Blickwinkel einer Investition in ETF-Anbieter in einen ruinösen Preiswettbewerb verwickeln. Das Ende vom Lied könnte die Reduktion der Gewinnmarge auf 0 sein, was Vanguard nicht stören dürfte, Blackrock und seine Aktionäre aber schon. Wir beobachten die Entwicklung weiter höchst interessiert.
Eines unserer Ölkriseninvestments von 2014 schloss sich dann an: ONEOK Inc., ein Pipelinebetreiber aus den USA mit einer eher mageren Erhöhung von 0,6 %. Auch hier darf nicht vergessen werden, dass ONEOK die Dividende in der jüngeren Vergangenheit öfter als 1x jährlich angehoben hat. Seit unserem Kauf steht hier eine jährliche Anhebung um 10 % zu Buche, was ordentlich ist, aber unter dem 10-Jahres-Schnitt von 16 % p.a.. Mittlerweile ist die 10-Jahres-Statistik aber auch signifikant verzerrt, da 2009 viele Dividenden gekürzt wurden und in der Folge sehr hohe Steigerungsraten auf die Vorkrisenniveaus in der Breite vorzufinden waren. Im Ergebnis kann man aber auch mit 10 % noch mehr als zufrieden sein.
Eines unserer seit längerer Zeit eher mager laufenden Investitionen (und wenn man sich den Kursverlauf anschaut, schon seit der Finanzkrise eher mager laufend) ist Kimberly-Clark, der Hersteller von Hygieneartikeln und bekannte Sanitärbereichsausstattunger. Hier müssen wir bei Gelegenheit überprüfen, ob wir an dem Unternehmen weiter beteiligt bleiben wollen, da bei kursorischer Durchsicht bei weitem nicht die von uns angestrebten 7 % p.a. Gesamtrendite abgeliefert werden. Dementsprechend fiel nun auch die Dividendenanhebung, letztlich auch ein sehr nachlaufender Indikator für die Gesundheit eines Unternehmens, mit 3,0 % Plus aus. Immerhin haben wir vorliegend aber Buffetts Regel Nr. 1 befolgt und kein Geld verloren.
Demgegenüber hat Yum! Brands, Muttergesellschaft von KFC, Pizza Hut, Taco Bell und notorisch erfolgreich, uns mit 16,7 % höherer Gewinnbeteiligung ein Stück weit glücklicher gemacht. Der 10-Jahres-Schnitt liegt bei 11 % pro Jahr. Yum! hat vor gar nicht allzu langer Zeit nach drohenden Problemen in China das ganze China-Geschäft einfach abgespalten (wobei die Abspaltung ebenfalls recht erfolgreich wirtschaftet). KFC und seine weltweite Präsenz ist schon kurios. Fährt man beispielsweise einmal nach Südostasien, wird man feststellen, wie beliebt die Kette ausweislich der Anzahl ihrer Restaurants dort ist.
Die nächste Erhöhung kam nun wiederum aus dem DAX und betraf Vonovia mit einer 9,1 %igen Anhebung. Man kann von der Firma als Mieter halten, was man möchte, aus Investorensicht waren die letzten Jahre sehr erfolgreich. Eben sicherlich auch auf Kosten der Renovierungsausgaben für einzelne Wohneinheiten. Die Immobilienwelle läuft aber, obwohl schon seit Jahren totgesagt, jedes Jahr aufs Neue einfach weiter, und so reiten auch wir weiter auf ihr. Immerhin gibt es mittlerweile sogar offiziell Bedenken seitens der Bundesbank hinsichtlich der Gefahr einer Blase in Teilmärkten. Dennoch sehen wir aktuell nicht, woher ein tatsächlicher Einbruch an den Immobilienmärkten kommen sollte und wir würden uns zu der Behauptung versteigen, dass er von Deutschland zumindest nicht ausgehen wird. An der Zinsfront ist es auch wieder nochmals ruhiger geworden.
Der Luxusgüterkonzern LVMH verwöhnte uns mit einer Luxusdividendenanhebung von 20 % nach weiter guten Geschäften auf der ganzen Welt. Es ist auch davon auszugehen, dass das so einfach weiterläuft, solange keine Wirtschaftskrise eintritt. Wir freuen uns über jede Louis-Vuitton-Handtasche unterm Arm und über jeden verkauften Ardbeg- oder Glenmorangie-Whisky – ja, auch das gehört zu LVMH. Die wachsende Abhängigkeit von China gefällt uns natürlich nicht; auf der anderen Seite wird man unsererseits einen Markt von einem Fünftel der Weltbevölkerung auch nicht dauerhaft ignorieren können. Das Problem für Außenstehende ist die Intransparenz. Zwar ist China bis über beide Ohren verschuldet, aber eben wenig im Ausland, was die Ansteckungsgefahr für den Rest der Welt begrenzen sollte. Zumindest mal auf finanzsystematischer Sicht, wirtschaftlich wird jeder Husten in China zur Grippe im Rest der Welt führen. Unvergessen ist der Absturz Anfang 2016, als die Märkte fielen, weil die Angst umging, Chinas BIP-Wachstum würde – grob gesagt – statt 6,7 % nur 6,5 % betragen, und der Crash am jungen chinesischen Aktienmarkt würde die Nachfrage abwürgen. Allerdings weiß, zurück zur Schuldenthematik, heutzutage z.B. weiterhin niemand so genau, wie viele Schulden in China versteckt wurden und wie die Statistiken frisiert werden. LVMH jedenfalls dürfte zumindest auf Sicht erstmal weiter gut fahren können.
Ein weiteres unser Ölkriseninvestments aus 2014 ist Chevron und auch dort läuft es allmählich wieder besser. Nachdem wir damals ohnehin schon mit einer dicken Dividendenrendite eingekauft haben, kamen dieses Jahr wieder 6,2% obendrauf, was auch etwa dem langjährigen Schnitt entspricht. Zugegebenermaßen halten die Auswirkungen der Ölpreiskrise bzw. des US-Fracking-Booms länger an als erwartet. Auf der anderen Seite ist wiederum festzuhalten: kein Geld verloren, dicke Dividenden kassiert und mittlerweile zeigt der Pfeil eher wieder nach oben.
Nach oben zeigt der Pfeil auch bei Diageo, die zuletzt auf neue Allzeithochs gestiegen sind. Die Dividendenpolitik ist zwar sparsam mit 4,8 % Aufschlag, aber die Geschäfte laufen gut und uns gefällt das stabile Geschäftsmodell mit starken Marken. Lange Zeit war Diageo der größte Spirituosenhersteller der Welt, bis er – nach Wikipedia-Angaben – in 2017 von der chinesischen Kweichow Moutai Gruppe überholt wurde, die für 99,99 % sicherlich unbekannt sein dürfte. Für uns war sie das jedenfalls. Marken haben den unbestreitbaren Vorteil, dass sie Bindungen schaffen – und margenstark sind. Für uns ein klares Kerninvestment. Kweichow Moutai sollte man sich sicher einmal ansehen, denn auch für chinesische Firmen ist es u.E. (noch) nicht selbstverständlich, irgendwo der Weltgrößte zu sein. Allerdings stört uns der Staatsanteil und der damit verbundene Staatseinfluss schon ohne nähere Betrachtung gewaltig.
Noch eine üppige Anhebung, und auch die letzte im Januar, kam von Dominion Energy, einem wachstumsstarken Energieversorger für immerhin knapp 8 Mio. Menschen in 18 US-Bundesstaaten, der auch im Solar- und Erdgasbereich zu den führenden Unternehmen in den USA gehört. Die Anhebung betrug 9,9% und lag damit über dem langjährigen Schnitt von 7-8 % pro Jahr.
Der Februar startete gleich mit einem Dividendenpaukenschlag von plus 22,0 %, der von der vermutlich eher unbekannten finnisch-schwedischen Firma Stora Enso kommt, gemessen an der Produktionskapazität das zweitgrößte Forstunternehmen der Welt sowie einer der größten Papier- und Verpackungsmittelhersteller. Den Tipp haben wir uns Anfang 2018 aus dem Monatsmagazin EURO besorgt, was leider selten genug vorkommt. Investmentthese ist im Wesentlichen der steigender Versandhandel in Papierverpackungen sowie, wie könnte es anders sein, die steigende Nachfrage aus China. Das Geschäft läuft gut, der sinkende Kurs soll nach neuerlicher Berichterstattung in EURO auf gesunkene Holzpreise aufgrund des Sommers 2018 zurückzuführen sein.
Eine kleine Achterbahnfahrt gab es in den letzten Jahren bei dem lange Zeit kein Halt auf dem Weg nach oben kennenden dänischen Pharmahersteller Novo Nordisk. Gründe waren in den USA zu suchen, glücklicherweise hatte man die Guidance dann so weit herabgesetzt, dass man sie nun wiederum übertreffen konnte. Die Dividende spiegelt die Turbulenzen wider und steigt lediglich um 3,8%. Novo Nordisk stellt Insulinprodukte her, was angesichts der Ernährungsgewohnheiten in der westlichen Welt auf absehbare Zeit eine sichere Bank bleiben dürfte.
Eine ganz passable Dividendenanhebung gab es dagegen bei dem Mischkonzern 3M mit 5,9%. Mit 3 % mehr Umsatz und 12 % mehr Gewinn pro Aktie sind wir auch mit den Ergebnissen für 2018 ganz zufrieden, für 2019 wurde wiederum ein gut 10 % höheres EPS in Aussicht gestellt.
Einen schönen Einstand in das Dividendenjahr 2019 bot dann die Münchner Rückversicherung mit einer Anhebung um 7,6 %. Nach dem eher schwierigen Jahr 2017 mit den teuersten Naturkatastrophen der Versicherungsgeschichte ist 2018 wieder wesentlich besser gelaufen. Im Gegensatz zur Hannover Rück, die die Dividende noch nicht angekündigt hat, aber deren CFO das „mindestens“ in Höhe der Vorjahresdividende bereits ausdrücklich betonte, berichtet die Münchner Rück bei der Jahreswechselvertragserneuerung von lediglich stabilen Versicherungspreisen. Trotzdem klares Standardinvestment mit attraktivem Auszahlungsprofil.
Kommen wir nun zum letzten Kandidaten und zum dicksten Klops in der Liste des noch jungen Dividendenjahres: Daimler hat nach einem Ergebniseinbruch von -22 % die Dividende um 11,0% gekürzt. Uns ist das immer ein bisschen unklar, und das wird Daimler derzeit auch von professionellen Anlegern um die Ohren gehauen, warum man für 2017 die Dividende noch deutlich angehoben hatte, obwohl die meisten Probleme, mit denen jetzt der Ergebniseinbruch begründet wurde, damals schon absehbar waren. Wir haben nichts dagegen, wenn die Dividende nicht steigt. Aber Dividendenkürzungen in guten Zeiten, das sind einfach Unnötigkeiten und mit ein Grund, warum wir lange Zeit skeptisch in Bezug auf deutsche Aktien waren. Mittlerweile haben zwar alle Konzerne eine Dividendenpolitik, aber es sollte doch hinlänglich bekannt sein, dass Dividendenkürzungen das Ärgerlichste überhaupt sind.
Das wurde jetzt doch ein ungeplant langer Artikel, bei dem uns wieder bewusst wird, wie viel Aktivität wieder in nur drei Monaten vorhanden war. Immerhin „gute“ Aktivität, das heißt, wir haben keine einzige Aktie verkauft und ansonsten Dividenden kassiert. Der irrationale und somit markttypische Kurssturz im vierten Quartal war für uns im Ergebnis eine sehr schöne Gelegenheit, mal wieder einzukaufen.
Wie liefen die letzten Monate für Dich? Hinter welche Unternehmen auf Deinem Einkaufszettel konntest Du einen Haken setzen?
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@ASML:
Gemeint ist sicher Extremes Ultra Violettes Licht (EUV, Wellenlänge 13.5nm), wo ASML konkurrenzlos ist. Ansonsten dominieren sie den Halbleiter-Markt, müssen aber auch Royalties/Patent-Fees bezahlen, siehe z.B. den Artikel auf Anandtech.com „ASML Carl Zeiss and Nikon to settle legal disputes“.
Danke für die Ergänzung!
Die graue Schrift auf weißen Hintergrund macht es echt zur Qual die langen Texte hier zu lesen. Nicht mal markieren kann ich den Text um den Kontrast zu erhöhen.
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