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Aller guten Dinge sind drei: auch PENTA knallt nun die Kunden der ersten Stunde ab – außerdem: unsere Erfahrungen mit Kontolino

Es ist einfach nicht zu fassen. Nach dem unrühmlichen Rauswurf bei Sage folgte das giergetriebene Rauspressen bei Degiro. Nun folgt als letzter Anbieter der drei wesentlichen Sparschwein-UG-Komponenten Konto, Depot und Buchhaltung auch unser Firmenkonto-Anbieter PENTA und will die Gratiskunden der ersten Stunde loswerden.

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Man weiß wirklich nicht, welche Auffassung heutige Firmen von Reputation haben. Da werden Kundenbestände einfach abgekündigt und fertig. Da werden Preis-/Leistungsverzeichnisse mit unvermittelbaren Sprüngen auf Rendite getrimmt. Zum Teil ohne Alternativangebot und rausgeworfen. Tut uns leid, wenn wir davon ein wenig überrumpelt erscheinen, aber wir sind diese Kunden-Hire&Fire-Mentalität, die sich bei den FinTech-Start-Ups eingeschlichen hat, nicht gewohnt. Und wir finden sie auch nicht gut.

Wie gesagt kommt nach all dem Ärger nun auch PENTA um die Ecke, gerade rechtzeitig, bevor diese selbst von Qonto geschluckt werden.

Auf „mittlere bis längere Sicht“ werde die Marke Penta verschwinden, heißt es weiter.

Qonto übernimmt Penta

Scheint für die Gründer ja wieder ein richtiges Herzensprojekt gewesen zu sein. PENTA war eine großartige Idee: Gründer können bei dieser Onlinebank einfach ihr Stammkapital für die Unternehmensgründung einzahlen, erhalten automatisch den Kontoauszug für den Notar und konnten so innerhalb von 48 Stunden ihr Geschäftskonto eröffnen. Im ausdrücklichen Gegensatz zu den üblichen deutschen Zettelwirtschaftsbanken lief hier alles smooth durch.

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Einen Haken hatte die Sache: PENTA hat mit einem Basis-Konto begonnen, das nichts kostete. Ein solches haben wir abgeschlossen. Die Nichtbepreisung diente natürlich der Skalierung und hat zumindest mal in einer Niedrigzinsphase mangels Zinsmarge konzeptionell eine endliche Lebensdauer, da jeder Finanzdienstleister auf das Provisionsergebnis in der Ergebnisrechnung angewiesen ist. Umso erstaunlicher, dass das Rauspressen aus den damaligen Preisplänen nun gerade dann beginnt, wenn die Nullzinsphase endet. Nachvollziehbar aber, dass die PENTA-Eigner einen höheren Verkaufspreis rausschlagen, wenn weniger 0€-Kontonutzer im Bestand hängen, die zu administrieren sind.

Ab dem 30.8.2022 wird Penta den Basic-Preisplan für bestehende Kunden nicht mehr anbieten. Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen. In den letzten 2 Jahren haben wir erheblich in die Erweiterung unseres Produktes investiert (zum Beispiel mit der DATEV-Integration). Außerdem haben wir erst kürzlich einen Überziehungskredit eingeführt und die Einführung von Apple Pay steht kurz bevor. Aufgrund dieser Entwicklungen und der Ressourcen, die wir weiterhin in die Entwicklung eines komfortablen Geschäftskontos für Dich investieren, sind wir der Meinung, dass dies der richtige Weg für Penta ist.

Das bedeutet, dass Du Penta durch Deine aktive Zustimmung die Erlaubnis erteilst, Dein Konto mit Wirkung zum 30.8.2022 auf den „Starter-Preisplan“ umzustellen.

Was passiert, wenn ich die Änderungen nicht akzeptiere?

Die Verweigerung der Zustimmung zu den Vertragsbedingungen kann dazu führen, dass wir oder die Solarisbank nicht mehr in der Lage sind, eine Geschäftsbeziehung mit Dir zu unterhalten. Dein Konto muss dann möglicherweise geschlossen werden.

PENTA-E-Mail an Kunden

Das ist schön, dass PENTA da investiert hat, aber dann können sie den Aufwand ja auch denjenigen Kunden in Rechnung stellen, die das auch nutzen wollen.

Es ist aber also noch nicht der finale Rausschmiss. Aber die Pistole ist auf der Brust und es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, dass das Notwendige passiert, wenn man den AGB nicht aktiv zustimmt. Wir haben das nicht vor, wir haben auch rechtzeitig Alternativkonten bei Revolut Business und FINOM eröffnet. (FINOM ist aber nur für die ersten ~1.000 Kunden kostenlos gewesen, für Kapitalgesellschaften sollte der aktuelle Einstiegpreis 7€/Monat sein). Unser Verständnis ist nicht allzu groß für den extremen Preissprung bei PENTA von vormals 0 Euro auf – je nach Kontomodell – 9, 19 oder 49 Euro.

Wir reden hier immer noch über ein Konto. Es muss nun einmal das Ziel sein, die Prozesse, die bei Geschäftskunden vermeintlich aufwändig und dementsprechend zu bepreisen sind, digital und automatisiert zu lösen. Es ist lächerlich, wenn man behaupten würde, dass das nicht möglich ist. Ab und zu ein Handelsregisterauszugs-PDF (und mehr wollte PENTA bisher von uns nicht) ist mit Sicherheit maschinenlesbar.

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Nun mag das schon sein, dass der eine oder andere Leser wieder einwendet, dass doch gegen 9 Euro im Monat nichts gesagt werden kann und die grassierende Kostenlosmentalität ohnehin ohne Grundlage in der wirtschaftlichen Realität ist. Dem ist entgegenzuhalten, dass es um ein wenig genutztes Konto für eine vermögensverwaltende Kapitalgesellschaft geht. Außerdem steht es dem Kontenanbieter frei, mit dem Guthaben eine Zinsmarge zu verdienen, wie das früher die Regel war. Die nun demnächst wieder mögliche Zinsmarge dagegen zu kombinieren mit einem opulenten Gebührensprung ist aber alles andere als verhältnismäßig.

Zum anderen ist das auch für uns ein Kostenfaktor und die Neufestlegung auf 9 Euro ist natürlich inhaltlich auch unbegründet. Warum gerade 9? Warum nicht 5, oder 15? Oder 8 oder 10? Bei dieser vermeintlich „einfachen“ Gebührenstruktur ist nun einmal ein Problem, dass das Einstiegsmodell zu teuer ist. Wir wären bereit, einen adäquaten Einstiegspreis im unteren einstelligen Bereich zu bezahlen, der über die Jahre auch inflationsbedingt steigen kann. Aber von 0 auf 9 – das ist zu viel für ein Konto mit bestenfalls 5 SEPA-Transaktionen im Monat.

Abseits vom Geschäftskontenbereich schreitet die Kommerzialisierung der Idee einer vermögensverwaltenden GmbH weiter voran. RIDE Capital, die bei uns auf eine fachlich überraschend unvorbereitete Weise ebenfalls schon für Werbung angefragt hatten und die offenbar dachten, wir würden das dann unentgeltlich auf Freundschaftsbasis machen (ähm…nein?), werben jetzt ganz offensiv in der Euro am Sonntag und mutmaßlich auch in anderen Medien. Das ist ok, die Verbreitung des Wissens über ein demokratisiertes eigenes Altersvorsorge- und Kapitalbildungsvehikel ist ganz in unserem Sinne, nachdem der Staat in Sachen Vermögensbildung und private Altersvorsorge ausfällt. Allerdings muss jeder für sich entscheiden, ob er lieber bei einer Firma einkaufen möchte, deren Gründer und Geschäftsmodell nur die an sich gute Idee gegen den üblichen Marktpreis für Steuer- und Rechtsberatung vermittelt, der aber mutmaßlich nie selbst (also mit operativem skin in the game) umfassend eine vermögensverwaltende Gesellschaft verwaltet hat. Als Kunde dann beraten von vermittelten Personen, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit selbst noch nie Wertpapiere hatten.

Das ganze echte Hautnah-Erlebnis gibt es also weiter nur bei uns, außerdem nur bei uns auch in der Erweiterung (und Verkomplizierung, das mag schon zuzugeben sein) der vvGmbH durch die atypisch stille Komponente, bis heute im Übrigen unbeanstandet von der Finanzverwaltung, und bis heute maximal steuereffizient.

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Des Weiteren wird mittlerweile vermehrt mit automatisierter Wertpapierverbuchung geworben. Das würde uns wirklich im höchsten Maße überraschen, wenn das tatsächlich rechtssicher möglich ist ohne nicht dennoch, dann eben im Nachgang, massiven Würdigungsaufwand zu haben; wir bezweifeln das. Die Materie ist dann doch zu komplex, als dass sie lediglich aus Transaktionslisten und Depotauszügen auch handelsrechtlich und steuerlich richtig abgebildet werden könnte. Und bei Derivaten hört es dann sicherlich eh wieder auf. Und ob jedem, der eine steuerrelevante Software anbietet, der § 87c der Abgabenordnung bekannt ist, darf ebenfalls bezweifelt werden.

Außerdem ist der Verbuchungsaufwand auch sehr disziplinierend bei der Anzahl der Transaktionen, die man überhaupt produziert. Bevor man also durch automatische Verbuchung zum Daytrader angereizt wird und zu einem solchen mutiert, verbleibt man als Selbstbucher vielleicht doch eher beim gelegentlichen Buy&Hold-Impulskauf und verbucht ansonsten lieber die eingehenden Dividenden.

Bis heute existiert leider weiterhin keine auf die Bedürfnisse wertpapierverwaltender GmbHs zugeschnittene moderne Buchhaltungslösung. Wir haben unserem neuen Buchhaltungsanbieter Kontolino einen dahingehenden Austausch angeboten, die haben allerdings Wertpapierverwalter nicht als Fokuskundschaft, was auch verständlich und nachvollziehbar ist. Ob sich eine derart spezialisierte Buchhaltungslösung auch wirtschaftlich trägt, ist möglich, aber offen. Kommt der Staat nicht langsam aus dem Knick beim Thema Rente/Vermögen, dürfte die vermögensverwaltende GmbH jedoch sicher weiteren Zulauf haben und entsprechendes Marktpotential generieren. Ansonsten entwickeln wir aber zu gegebener, heute allerdings noch nicht absehbarer, Zeit einfach selbst eine spezialisierte Buchhaltungslösung im Wege der Open-Source-Modifikation. Bis dahin nutzen wir allerdings nun erstmal wie gesagt Kontolino.

Dazu im Folgenden unsere Erfahrungen, die grundsätzlich durchweg positiv ausfallen. Hervorzuheben ist das faire Preis-/Leistungsverhältnis von 6-13€/Monat (die gegenüber einem bloßen Konto absolut gerechtfertigt sind), das zudem eine moderne Cloud-Buchhaltung ermöglicht. Buchungssätzen können digitale Belege direkt beigefügt werden und wiederkehrende Buchungen lassen sich als automatische Buchungsvorlage bequem aufrufen. Es gibt eine personalisierte Beleg-Mailbox, an die man E-Mails mit Rechnungen einfach weiterleiten kann, um diese direkt verbuchen zu können. Der Buchungsaufwand ist gegenüber Sage deshalb sogar eher noch zurückgegangen. Der (Standard-)Kontenplan lässt sich individuell anpassen, was vor allem für Dividenden und Quellensteuern hilfreich ist, um diese für Steuererklärungszwecke gleich nach Ländern getrennt berücksichtigen zu können. D.h. alle notwendigen Dinge lassen sich mit Kontolino umsetzen. Umsatzsteuerfunktion ist ebenfalls vollintegriert, falls diese gebraucht wird. Die Piemont-Kirsche auf der Sahne ist die so bislang selten gesehene GoBD-Archivierungsoption für faire 2 € im Monat während der Archivierungszeit, falls man von Kontolino doch irgendwann mal wieder weg möchte. Zur Erinnerung: Buchhaltungsdaten sind grundsätzlich 10 Jahre aufzubewahren – und für den Aufwand sind 24 Euro im Jahr absolut fair.

Eher verbesserungsfähig sind dagegen das eher gewöhnungsbedürfte, aber durchaus buchhaltungstypische Design sowie die Anlagevermögenfunktion, welche Finanzanlagen bisher nicht sauber abbilden kann. Würde man hier z.B. Wertpapiere als Anlagegüter anlegen können und die ggfs. erforderliche Abschreibung zum Jahresende passgenau über die Anlagenbuchhaltung vornehmen können, wäre Kontolino eine noch bessere Wahl.

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Im Ergebnis können wir deshalb sogar zufrieden sein, dass Sage uns rausgeschmissen hat, weil wir uns zwar im Zeitverlauf mit Sage arrangiert haben, diese aber im Vergleich zu Kontolino deutlich schlechter waren. Ebenso verhält es sich mit Degiro. Wir haben mit Interactive Brokers nun einen Broker mit langjährig zuverlässiger Preisstruktur und angemessenen Wertpapierkreditzinsen. Uns hielt früher die Komplexität der Benutzeroberfläche von IB ab, dies hat sich jedoch als weitgehend unbegründet bzw. lösbar herausgestellt. Sogar die außerordentlich herausfordernde Verbuchung von Geschäftsvorfällen bei Nutzung von Interactive Brokers haben wir nun nach einem halben Jahr Eingewöhnung abschließend gemeistert. Details dazu gibt es wie üblich in der nächsten Zeit im Mitgliederbereich unserer Sparschwein-UG Betriebsbesichtigung. In welchem im Übrigen auch aus der Community immer neue hilfreiche Hinweise kommen, vielen Dank auch einmal von unserer Seite an Euch! Und bei PENTA wird man abwarten müssen, wie die Reaktion aussieht, wenn die AGB-Änderung nicht akzeptiert wird. Wir werden berichten.

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Eine 95%ige Steuerbefreiung für Aktiengewinne und eine Steuersatzsenkung auf 15 % für Dividenden klingen wie Musik in Deinen Ohren? Wenn Du Dich für das Thema Aktienanlage in Kapitalgesellschaften interessierst und mehr darüber erfahren möchtest, ist unser Buch Die Sparschwein-UG oder die Sparschwein-UG Betriebsbesichtigung vielleicht das Richtige für Dich! Tritt auch gerne unserer Facebook-Gruppe bei und tausche Dich mit Gleichgesinnten aus!

3 Gedanken zu „Aller guten Dinge sind drei: auch PENTA knallt nun die Kunden der ersten Stunde ab – außerdem: unsere Erfahrungen mit Kontolino“

  1. Mein IB Account wächst auch sehr stark.
    Mit dem (nicht so tollen) Reporting komme ich mittlerweile auch klar.
    Mein Degiro Account schrumpft natürlich, die Zinsbelastung sinkt, also weniger Einnahmen für Degiro, selber schuld.
    Danke für euren Artikel, auch wenn ich diesmal nichts dazu beitragen kann.

  2. Endlich, ich hatte schon Entzugserscheinungen..
    Muss allerdings auch zu meiner Schande gestehen, dass ich schon viel zu lange nicht mehr in die Betriebsbesichtigung gelinst habe, das werde ich nachholen und freue mich schon auf eure IB Updates.

    Seid ihr bei eurer Recherche auch auf collmex gestoßen? Die bieten verschiedene Themenpakete wie zb nur Buchhaltung in unterschiedlichen Preisabstufungen oder auch ein umfangreicheres Komplettpaket.
    Hier mal der direkte link zum Buchhaltung-only, oben kann als Vergleich auch das „Komplettpaket“ ausgewählt werden, welches aber überdimensioniert erscheint:

    https://www.collmex.de/buchhaltung_software.html

    Wenn ihr euch das mal ein paar Minuten anschaut, was sind eure ersten Gedanken hinsichtlich der Bepreisung und Möglichkeiten? Beispielsweise die Dokumentenaufbewahrung scheint hier bereits im monatlichen Preis enthalten zu sein (Reiter Allgemein).
    LG

  3. Danke für euren nützlichen Artikel!
    Ich war so in die Arbeit vertieft, dass ich die Nachrichten über Penta verpasst habe! Zum Glück noch rechtzeitig den Artikel gelesen.

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