Gerade in Krisenzeiten, wie wir sie derzeit erleben, wächst das Bedürfnis, die Entstehung und die Ursachen von Krisen besser zu verstehen. Wir gehen heute auf einen potentiellen Krisenauslöser ein, der im öffentlichen Bewusstsein nach unserer Auffassung nichtexistent ist, was seiner Relevanz aber keinen Abbruch tut.
Bereits mit unserem Artikel über die Quantentechnologie im Börsenkontext haben wir uns auf eher komplexeres Terrain gewagt. Solcherlei Themen werden sonst nur selten bearbeitet. Wir haben den Anspruch, gelegentlich auch einmal da genauer hinzusehen, wo andere (noch) nicht hinsehen. Und genau so, wie die Quantentechnologie für Lineardenker wie den Menschen nur äußerst schwer zu greifen ist, aber langfristig epochale Veränderungen bewirken kann, können sich viele mangels diesbezüglich greifbarer Krisenerfahrung nicht vorstellen, dass die Sonne nicht nur Segen für die Erde bedeuten kann, sondern gerade in der technisch hochentwickelten Moderne zugleich Fluch sein kann.
Klassischerweise werden Risiken immer erst dann besonders wahrgenommen, wenn sie bereits eingetreten sind. So haben beispielsweise 2007 und vorher nur wenige Personen eine Problemlage am amerikanischen Häusermarkt und dessen Finanzierung heraufziehen sehen. Bis weit in den Februar 2020 hinein haben auch nur wenige eine aufkommende Problemlage im Hinblick auf den Coronavirus erkannt, zumindest, wenn man für diese Behauptung die Börsenkurse als Indikator hernehmen möchte.
Es macht deshalb Sinn, sich einmal umgekehrt einen realen potentiellen Krisenauslöser anzuschauen und zu überlegen, wie von diesem ausgelöste Krisen aussehen können. Wie nun bereits mehrfach erwähnt, untersuchen wir in diesem Artikel mögliche Krisen, die durch die Sonne verursacht werden. Sämtliche angeführten Daten sind von einer bekannten kostenfreien Online-Enzyklopädie bezogen worden, sofern nicht anders markiert, wobei wir ausdrücklich bemüht waren, pseudo- und parawissenschaftliche Quellen weiträumigst zu umgehen.
Die Sonne vereint ca. 99,86 % der Masse unseres Sonnensystems auf sich, ist etwa 110-mal größer als die Erde und etwa 150 Millionen Kilometer von derselben entfernt. Jede Sekunde gibt die Sonne die Energie der Explosion von 100 Milliarden Tonnen TNT ab. Sonnenstrahlung ist bekanntlich eine der Grundbedingungen dafür, dass auf der Erde Leben entstehen konnte. Während der Kern etwa 15 Millionen Grad Celsius warm ist, sind es auf der Sonnenoberfläche gerade noch 6.000 Grad Celsius. Was kurios ist, denn das Gas über der Oberfläche, das die Sonnenkorona bildet, ist wiederum einige Millionen Grad warm und bildet dadurch ein Plasma. Warum die Sonnenkorona so viel heißer ist, ist noch unerforscht.
Was ist nun das Problem an der Sonne? Die Sonne produziert fortwährend den sogenannten Sonnenwind. Der Sonnenwind ist ein Teilchenstrom, der von der Sonne ständig in alle Richtungen abgegeben wird. Die Sonne verliert dadurch eine Million Tonnen ihrer Masse in jeder einzelnen Sekunde. Es gibt unterschiedliche Arten von üblicherweise relativ kontinuierlichen Sonnenwinden, die bis zu 750 km/s schnell werden können und innerhalb von 2 bis 4 Tagen die Erde erreichen. Aufgrund des Erdmagnetfelds ist das normalerweise nicht weiter tragisch, da dieses die Erde von den geladenen Sonnenteilchen abschirmt. Starke Sonnenwinde sind auf der Erde als Polarlichter sichtbar. Hierbei handelt es sich eigentlich um eine mehr oder weniger starke Verformung des Erdmagnetfelds.
Allerdings gibt es von Zeit zu Zeit auch sogenannte Sonnenstürme. Diese können durch sogenannte Sonneneruptionen (engl. flares) entstehen, das sind massehaltige, nach außen gewölbte Magnetfeldschläuche. Von diesen lassen sich täglich zwischen 5 und 10 beobachten. Wir wollen in die physikalischen Grundlagen (der Rekonnexion von Magnetfeldlinien) an dieser Stelle nicht tiefer einsteigen und formulieren deshalb umgangssprachlich, was passieren kann: die nach außen gewölbten Magnetfeldschläuche können bei einer Änderung der Sonnenmagnetfeldlinien abrupt aufplatzen und schleudern bei diesem Platzen peitschenschlagartig große Mengen an geladenem koronalen Plasma in den Weltraum. Dies bezeichnet man auch als koronalen Masseauswurf:
Koronal Masseauswürfe sind solange kein Problem, solange sie die Erde verfehlen. Aus Sicht der Sonne hat die Erde ungefähr die Größe eines Stecknadelkopfes aus 10m Entfernung. Die Wahrscheinlichkeit ist also nicht sehr gr0ß. Dennoch kommt es vor, dass die Erde von so einem Masseauswurf getroffen wird. Die Folge ist dann ein sogenannter geomagnetischer Sturm, bei dem das Erdmagnetfeld massiv gestört wird. Auf der sonnenzugewandten Seite wird es extrem gestaucht wird und auf der sonnenabgewandten Seiten entsprechend verlängert.
Gemessen wird die Schwächung des Erdmagnetfelds in der Einheit Nanotesla oder nT und vereinfacht dargestellt im sogenannten DST-Index (Disturbance Storm Time), der üblicherweise Werte zwischen +20 und -20 nT aufweist. Von einem Sturm spricht man, wenn die Schwächung des Erdmagnetfelds -50 nT übersteigt, von einem intensiven Sturm ab -100 nT und von einem Supersturm ab -250 nT. Extreme Stürme übersteigen -650 nT. Interessant für unsere vorliegende Betrachtung sind nur die Superstürme und Extremereignisse. Die Störung dauert etwa ein bis zwei Tage, in Einzelfällen länger, an.
Für die Messung der ursprünglichen Stärke des Sonnensturms kann aber auch auf die Skalierung für Sonneneruptionen zurückgreifen. Diese ist in 5 Klassen unterteilt: A, B, C, M und X. Die X-Klasse-Eruptionen/-flares sind die interessanten, weil stärksten. Hinter das X kommt dann immer noch eine Zahl, durch die man innerhalb der X-Klasse die Stärke unterscheiden kann. Ein X10-flare ist also wesentlich stärker als ein X5-flare.
- Über C14-Kohlenstoffisotopanalysen in Baumstammüberresten hat man herausgefunden, dass in den Jahren 660 v.C., 774/775 n.C. und 993/994 n.C. wahrscheinlich starke Sonnenstürme aufgetreten sind.
- Im Dezember 1806 berichtet der Naturforscher Alexander von Humboldt von Polarlichtsichtungen in Berlin und registrierte dabei starke magnetische Störungen. Die starke Verlagerung der üblicherweise nur in Polnähe sichtbaren Polarlichter nach Süden ist eines der Kennzeichen des geschwächten Erdmagnetfelds infolge eines geomagnetischen Sturms.
- 1859 findet das bisher bedeutendste und größte wissenschaftliche beobachtete Sonnensturmereignis der, wenn man das schon so sagen will, Moderne statt: das sogenannte Carrington-Ereignis, benannt nach dem britischen Hobbyastronomen, der zufällig im richtigen Moment Sonnenbeobachtungen durchführte und erstmalig eine Sonneneruption beobachtete. Die Stärke der Erdmagnetfeldschwächung wird mit über -850 nT (einige Schätzungen gehen bis -1.750 nT) angegeben. Auslöser dafür waren starke Sonneneruptionen, die die koronale Masse auf über 2.000 km/s beschleunigten und die deshalb die Erde bereits nach nur 17,5 Stunden erreichte. Polarlichter waren in Rom, Havanna, Kolumbien und Hawaii und damit sogar in der Nähe des Äquators zu beobachten. In den Rocky Mountains waren die Lichter so hell, dass Goldminengräber aufwachten und mit der Frühstückszubereitung begonnen haben, weil sie dachten, der Tag bräche an. In Nordeuropa und Nordamerika kam es zu Starkströmen in Stromleitungen, die dadurch ausfielen. Aufgrund der induzierten Spannungen war es in der Folge sogar mit abgeschalteter Stromversorgung mitunter möglich, Nachrichten über die Leitungen zu versenden. Teilweise wurden Mitarbeiter der gerade 15 Jahre alten Telegraphenstationen durch Elektroschocks verwundet, teilweise ging Telegraphenpapier in Flammen auf. Das Carrington-Ereignis war extrem, obwohl sich die wirtschaftlichen Schäden noch in Grenzen hielten. Grund: die noch in den Kinderschuhen steckende Elektrifizierung der Welt. Ohne Elektronik auch keine Schäden durch induzierte Ströme. Bedeutend war das Carrington-Ereignis auch deshalb, weil erstmals Sonnenaktivität mit geomagnetischen Stürmen auf der Erde in Verbindung gebracht werden konnte. Eisbohrkernuntersuchungen indizierten, dass ein Ereignis dieser Stärke statistisch etwa alle 500 Jahre auftritt. Mittlerweile schätzt man aber, dass starke Sonnenstürme öfter auftreten. Das Carrington-Ereignis könnte durch einen X45-flare ausgelöst worden sein mit einer geschätzten Auftretenshäufigkeit von einmal alle 90 Jahre (+/- 60 Jahre).
- Nur 13 Jahre nach dem Carrington-Ereignis kam es im Jahr 1872 zu einem mindestens ähnlich schweren Sonnensturm. Dies wird aus der „Südlichkeit“ der Polarlichtbeobachtungen rückgeschlossen und die wissenschaftliche Bewertung gestaltete sich bei diesem Sturm als schwieriger, da er vor allem in Ostasien auftrat. Polarlichter waren bis Mumbai zu sehen. An der dortigen Messstation wurde ein DST-Wert von -830 nT abgelesen. Auch währenddessen war es wieder möglich, Telegraphenleitungen ohne aktiven Strom zu verwenden.
- Das dritte extrem starke Ereignis in Folge mit ca. -907 nT trat im Jahr 1921 auf. Der Sturm löste eine Reihe von Feuern auf der ganzen Welt aus, Unterseekabel wurden beschädigt und in elektrischen Leitungen traten Spannungen bis 1.000 Volt auf. Das US-Telegraphennetz kam zum Erliegen aufgrund von beschädigten oder zerstörten Netzbestandteilen. Auch in Australien, Brasilien, Dänemark, Frankreich, Japan, Neuseeland, Norwegen, Schweden und Großbritannien fielen die Telegraphennetze aus. Polarlichter konnten wiederum bis nach Texas, Tonga und Samoa bis an den Äquator beobachtet werden.
- Der Sturm 1967 löste beinahe einen Atomkrieg aus, da die Frühwarnradarstationen in Kanada, Grönland und Großbritannien ausfielen. Dies wurde als Atomangriff Russlands mitten im Kalten Krieg interpretiert. US-Atombomben-Flugzeuge rollten bereits zur Startbahn. Nur kurz zuvor eingestellte Physiker konnten die Entscheidungsträger davon überzeugen, dass es sich um einen geomagnetischen Sturm handelt. Wären die US-Bomber gestartet, hätten die Russen dies bemerkt und ihrerseits reagiert.
- 1972 kam es zu einem X20-flare auf der Sonne, in dessen Folge es auf der Erde zu Stromausfällen und Störungen von Elektronik und Telekommunikation kam. Tausende Seeminen der USA explodieren im Vietnamkrieg vor der vietnamesischen Küste in einem Seeminenfeld, da diese einen Magnetzünder hatten. Die Eruptionen auf der Sonne müssen sehr stark gewesen sein, denn sie erreichten in einer Rekordzeit von nur ca. 14,5 Stunden und damit mit einer Geschwindigkeit von fast 3.000 km/s (immerhin 1 % der Lichtgeschwindigkeit) die Erde. Die Ozonschicht auf der Nordhalbkugel verlor tagelang etwa die Hälfte ihrer üblichen Stärke. Das Telefonnetz in Illinois brach zusammen. Obwohl die Sonneneruption gewaltig war, hielten sich die Auswirkungen in Grenzen. Dies hängt auch mit der hier vorliegenden Ausrichtung des Sonnensturms zusammen. Ist der Sonnensturm gleichgerichtet zum Erdmagnetfeld, passiert nichts. Ist er dagegen entgegengesetzt ausgerichtet, kommt es zum geomagnetischen Sturm.
- Ein X15-flare führt 1989 zu einer Magnetfeldschwächung von -589 nT. In Quebec in Kanada schmolz ein Transformator und es wurden Überstromsicherungen ausgelöst, die das Stromnetz für 9 Stunden ausfallen ließen. Sechs Millionen Einwohner saßen im Dunkeln. Verkehrsleitsysteme waren gestört, Flughäfen wurden stillgelegt und die Fernwärmeversorgung fiel bei -15 Grad Außentemperatur aus. Kommunikations- und Funkverbindungen waren unterbrochen. Der Schaden wird auf Hunderte Millionen Dollar geschätzt. Ein Computerfehler im gleichen Jahr, der ebenfalls auf einen Sonnensturm zurückgeführt wurde, führte zu einer dreistündigen Handelsunterbrechung an der Börse Toronto. 6.000 Satelliten verloren durchschnittlich einen Kilometer an Höhe und waren zeitweise nicht ansprechbar.
- Im Jahr 2003 kommt es zur bisher gewaltigsten gemessenen Sonneneruption, die die bisherige Skala der NASA überstieg. Die NASA-Skala reichte bis X20. Hierbei handelte es sich möglicherweise um einen X45-flare. Ungewöhnlicherweise drei Jahre nach dem Aktivitätsmaximum des Sonnenzyklus. In Südafrika wurden Transformatoren zerstört. Diese sind üblicherweise nicht kurzfristig zu ersetzen, sodass Stromausfälle auch Wochen oder Monate andauern können. Es kam vielerorts zu Stromausfällen und zu Polarlichtern bis zum Mittelmeer. Und dabei hatte dieser Sonnensturm die Erde gar nicht voll getroffen. Wieder waren Satelliten und Funkverbindungen betroffen. Flugzeuge wurde von polnahen Routen umgeleitet. In Südschweden fiel der Strom ebenfalls wegen ausgefallener Transformatoren für eine Stunde aus. Beim Mars wurde registriert, dass seine Atmosphäre teilweise ins Weltall gerissen wurde.
- 2012 trat mit einem DST-Wert von -1.200 nT der stärkste Sturm seit 150 Jahren auf, der mindestens so stark war, wie das Carrington-Ereignis 1859. Der Sturm verfehlte die Erde knapp um nur eine Woche und hätte möglicherweise verheerende Folgen haben können. Da die Menschheit ein solches weltweites Großereignis schlecht simulieren kann, weiß man nicht genau, wie die konkreten Auswirkungen gewesen wären. 2014 veröffentliche die NASA einen Beitrag, in welchem ausgesagt wird, dass bei einem Treffer noch 2014 die Scherben aufgekehrt werden würden. Nach Ansicht der NASA wäre es verbreitet zu Stromausfällen gekommen und hätte alles zerstört, was einen Stromstecker hat. Bei einem Treffer mit der Stärke eines Carrington-Ereignisses wird ein Schaden für die USA von 2 Billionen Dollar geschätzt, 20 Mal mehr als für Hurrikan Katrina. Laut NASA kann die Menschheit froh sein, bereits Satelliten für die Erkennung von Sonnenstürmen im Weltall zu haben, ansonsten hätte sie wohl nicht einmal Kenntnis von der knappen Katastrophe gehabt.
- Der letzte Sonnensturm trat im Jahr 2017 auf. Auslöser war ein X9-flare. Es kam zu Radio- und Funkstörungen, die genau während der Rettungsarbeiten zu Hurrikan Irma auftraten und diese dadurch behinderten.
Dies war nur eine Auswahl aus den bisher gemessenen Sonnenstürmen. Es kann aber folglich festgehalten werden, dass (a) schwere Sonnenstürme gar nicht so selten sind und (b) es bereits Sonnenstürme gab, die zum Teil gravierende Folgen auf der Erde hatten.
Die Bewertung der tatsächlichen Gefahr, die von Sonnenstürmen ausgeht, fällt durchaus unterschiedlich aus. So gibt es die eine Seite, die insbesondere die Stromnetze in Gefahr und als Auslöser für Chaos sieht. Unklar erscheint, inwieweit die moderne Mikroelektronik betroffen wäre. Während die andere Seite argumentiert, dass die Transformatoren rechtzeitig heruntergefahren werden können, bessere Sicherungen bestehen und die Stromnetze heutzutage allgemein besser auf Sonnenstürme vorbereitet sind. Zwar können Transformatoren heutzutage durch bessere Sicherungen rechtzeitig abgeschaltet werden. Aber jede Sicherung hat eine Obergrenze und diese Obergrenze kennen wir möglicherweise noch gar nicht. Satelliten können aus dem Sonnenwind gedreht werden, um die Elektronik zu schützen. Auch hier ist aber aufgrund des sehr jungen Satellitenzeitalters völlig unbekannt, welche Maximalbelastung ausgehalten werden kann oder ausgehalten werden muss.
Ganz schutzlos ausgeliefert sind wir denn aber auch nicht. Zum einen können wir die Sonne mit etwa 8 Minuten Zeitverzögerung beobachten, da Licht mindestens 100 Mal schneller ist, als der Sonnensturm. Wir könnten es also theoretisch buchstäblich kommen sehen. Des Weiteren gehen Sonneneruptionen teilweise Blitze voraus. Außerdem wurden mittlerweile eine ganze Reihe von Sonnenbeobachtungssatelliten im Weltraum stationiert. Eines der wichtigste Frühwarnsysteme ist der Advanced Composition Explorer (ACE). Der 1997 gestartete Satellit befindet sich etwa in einer Entfernung von 1,5 Millionen Kilometern von uns zwischen Sonne und Erde. Misst die ACE-Sonde einen koronalen Massenauswurf, so bleiben in der Regel knapp 30 Minuten bis zum Auftreffen der Teilchenwolke auf das Erdmagnetfeld. Entsprechende Warnungen werden u.a. von Stromnetzbetreibern zur Regulierung oder Abschaltung ihrer Netze verwendet.
Wir wissen außerdem, dass sich Sonneneruptionen am Aktivitätsmaximum des 11-jährigen Sonnenzyklus häufen und dass sie öfter auftreten, wenn Sonnenflecken zu beobachten sind und Sonnenstürme werden anscheinend besonders stark, wenn ihnen multiple Sonneneruptionen vorausgehen. Für all diese Themen gibt es mittlerweile sogar eine App mit Echtzeitmeldungen für das Weltraumwetter – kann das möglicherweise irgendwann einmal einen Unterschied machen bei einem sonnensturminduzierten Börsencrash? Wir wissen es natürlich nicht und die Zeit wird es zeigen.
Aus unserer Sicht sehen wir hier aber nun nur einen relativ kurzen Ausschnitt der Menschheitsgeschichte vor uns, im Wesentlichen 150 Jahre Sonnenbeobachtung. Ob das wirklich ein repräsentativer Zeitraum für abschließende wissenschaftliche Schlussfolgerungen sein kann, wagen wir zu bezweifeln. Insbesondere wissen wir nicht, ob wir bereits Maximalstürme gesehen haben in diesem kurzen Beobachtungszeitraum oder ob wir noch gar nicht ahnen können, was uns drohen kann. Der Literatur nach scheint zumindest für den Menschen direkt keine Gefahr für seine Gesundheit zu bestehen. Es handelt sich also nur um materielle Schäden – im ersten Schritt.
Sollte es also zu einem Extremereignis kommen, kann doch einmal das Lehrbuch der Crash-Propheten aus dem Mülleimer geholt werden. Kein Strom heißt in der Regel mangels Pumpen keine Wasserversorgung. Keine Treibstoffversorgung. Der Verkehr kommt zum Erliegen. Das GPS, nach dem Flugzeuge fliegen, fällt aus. Kein Strom heißt kein Internet. Kein Fernsehen. Kein Radio. Kein Mobilfunk. Kein Verkehr heißt zusammenbrechende Lebensmittelversorgung. Kein Strom heißt irgendwann keine Krankenhausversorgung mehr. Das heißt, zwischen Normalität und totaler Katastrophe könnte möglicherweise nur ein Sonnensturm liegen. Immerhin sollen Kernkraftwerke sicher sein.
Aber denken wir noch weiter. Wir sehen derzeit, wie beispielsweise Elon Musk mit dem Starlink-Projekt (oder aber Jeff Bezos mit Projekt Kuiper) das Internet in das Weltall verlegen möchte. Dies erfolgt durch zehntausende Satelliten. Nach Angaben der US-Weltraumbehörde NASA wäre es denkbar, dass sich die Atmosphäre auf der sonnenzugewandten Seite bei einem Sonnensturm so stark erhitzt, dass sie zu dünn wird, um Satelliten in der bisherigen Umlaufbahn zu halten. Tritt nun in einer ferneren Zukunft, in der wir uns möglicherweise wesentlich mehr auf Satelliten-Internet und Satelliten-Kommunikation verlassen, ein extremer Sonnensturm auf, wäre es möglich, dass die Satelliten abstürzen – wenn nicht ohnehin schon die Kommunikation mit ihnen abbricht und die Kontrolle verloren geht. Das heißt, dass kritische Infrastruktur bis auf Weiteres komplett wegbrechen könnte, wenn man sich verstärkt auf Satelliten verließe.
Außerdem belegt ist eine stärkere Korrosion von Pipelines durch Sonnenstürme, je weiter polwärts diese verlegt werden, da in ihnen ebenfalls Ströme induziert werden können. Selbst für deutsche Pipelines ist belegt, dass sie durch Sonnenstürme unter Strom gesetzt werden können.
Kein Strom hieße aber natürlich auch kein Börsenhandel. Wir haben mindestens 30 Minuten Vorlaufzeit, möglicherweise sogar 15 Stunden und mehr. Aber was, wenn die Warnung nun außerhalb der Börsenhandelszeiten nachts kommt? Oder was, wenn sie in der letzten Börsenhandelsstunde kommt? Es ist vor allem die Unsicherheit, die die Börse nicht mag und möglicherweise können wir dann noch einmal ganz andere Abwärtsbewegungen sehen, als zu Beginn der Coronakrise, wenn im Raum steht, dass die Börse möglicherweise erst einmal nicht wieder öffnet und keiner im Vorhinein mögliche Schäden abschätzen kann.
Und apropos Schäden. Was ist mit den Versicherungen und ihren börsennotierten Aktien? Ist das höhere Gewalt und müssen Versicherungen in diesen Fällen überhaupt leisten? Könnte man folglich möglicherweise bei abstürzenden Versicherungsaktienkursen ein Schnäppchen machen, wenn man sich vorher auf solche Fragen vorbereitet hat? Im Zweifel würde man darauf wohl nicht wetten, wenn man seine Gedanken in der Kürze der Zeit überhaupt geordnet bekommt. Und überhaupt ist die Frage, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass man vorher über das Kommen eines Extremereignisses informiert sein wird. Typischerweise trifft einen so etwas immer aus heiterem Himmel. Beispielsweise kann man aber hier und hier sehen, dass es durchaus rechtzeitig Nachrichten auch in den Massenmedien dazu gab und man folglich in der Theorie rechtzeitig gewarnt sein kann.
Wie bei der derzeitigen Viruspandemie fehlt bisher eine breite Sensibilisierung für das Thema, da wir bisher keinen Katastrophenfall hatten und uns deshalb die eigene Krisenerfahrung damit fehlt. In solchen Konstellationen erfolgt die Vorbereitung oft durch Verdrängung, wie man in Deutschland beispielweise bei der Vorbereitung auf einen Pandemiefall gesehen hat. Der breiten Masse dürfte dieses Thema auch eher unbekannt geblieben sein. Aus unserer Sicht wird das Thema Weltraumwetter zukünftig an Bedeutung zunehmen und es wird insbesondere im Kontext des aufkommenden Massensatellitenzeitalters an Bedeutung gewinnen.
Und ist der Sonnensturm nun ein schwarzer Schwan? Nassim Taleb hatte dazu in der NZZ zur Coronakrise ausgeführt, dass der Pandemiefall gerade kein schwarzer Schwan ist, auf den nicht vorbereitet zu sein entschuldbar gewesen wäre. Es musste im Gegenteil gerade davon ausgegangen werden, dass dieser Fall irgendwann eintritt. Aus unserer Sicht ist genau diese Formulierung auf Sonnenstürme übertragbar. Ein Sonnensturm ist zu erwarten. Auch ein solcher, der unserer hochtechnisierte Welt ernsthaft bedrohen kann. Ob dieser Fall in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten eintritt, bleibt abzuwarten und ob dann die Schäden wie prognostiziert eintreten ebenfalls. Es schadet aber sicher nicht, sich mit der Thematik rechtzeitig befasst zu haben und – wie immer hilfreich – informiert zu sein.
Wie immer bei naturwissenschaftlichen Beiträgen gilt: wir sind keine Naturwissenschaftler und alle Darstellungen sind lediglich gewissenhaft recherchiert worden. Eine Garantie für die Richtigkeit und die physikalische Bewertung kann aber nicht gegeben werden.
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Sehr detaillierter Infotext, meinen Respekt dafür, dass das eigentlich nicht euer Thema ist. Ich persönlich schätze Nassim Taleb sehr und stimme ihm bezüglich der Corona-Krise zu. Wie hier schön dargestellt wird, sind Sonnenstürme als Bedrohungen ebenfalls denkbar und sogar gar nicht so selten. Deshalb sollte vor allem unsere Regierung darüber im Bilde sein, um einen möglichen extremen Sonnensturm nicht zu einem schwarzen Schwan werden zu lassen.
LG Joel
Vielen Dank für das Lob 🙂
Der flächendeckende Stromausfall mit Problemen bei der Kranken-, Wasser- und Treibstoffversorgung ist nach meinem Eindruck in der Blogwelt ein beliebtes Szenario, seit „Blackout“ ein Bestseller geworden ist.
In der realen Welt ist der Tank meines Autos nicht morgen leer, wenn heute der Strom ausfällt. Mein Holzofen heizt unverändert und wenn das Mineralwasser aufgebraucht ist, muss ich zur Not das gesammelte Regenwasser abkochen. Dabei bin ich weit davon entfernt, ein Prepper zu sein.
Als kritisch eingestufte Infrastruktur ist überwiegend, wenn auch nicht vollständig, mit Notstromaggregaten versorgt, und für den Hausgebrauch kann man solche in jedem Baumarkt bekommen (und wie Klopapier wären sie im Katastrophenfall für eine Weile schwer zu bekommen). Wir haben außerdem Füße, um uns fortzubewegen und Nachbarn, an deren Tür wir klopfen können, um mit ihnen zu sprechen.
Und gerade im Hinblick auf die Stromversorgung ist die Energiewende eine echte Chance: Jedes mit Photovoltaik ausgestattete Dach, jede Windkraftanlage und jeder in einem Gebäude oder Auto verbaute Energiespeicher erhöhen das Autarkieniveau sehr deutlich und reduzieren die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Störungen von großer Wirkbreite und damit zu Panik kommt.
Unsere Lebenserwartung ist heute deutlich höher, als vor 200 Jahren, weil wir Dinge nutzen, die es vor 200 Jahren noch nicht gab. Wir fallen aber nicht auf das Niveau von damals zurück, wenn wir eine Weile auf diese Dinge verzichten müssen.
Hi Andreas,
Sinn des Blogbeitrags ist ja auch nicht, auf Teufel komm raus recht zu haben oder so fatalistisch wie die Crash-Propheten zu formulieren, sondern ein denkbares Szenario zu skizzieren. Mag sein, dass alle genannten Punkte so eintreffen, wie von Dir dargestellt. Dann war aber letztlich der Fokus immer noch die Frage, was man an der Börse damit anfängt und ob und ggfs. wie man sich mindestens gedanklich, aber bspw. auch mit der App darauf vorbereiten könnte 😉
Andreas hat vergessen, was passiert, wenn der Diesel fürs Notstromaggregat alle ist. Neuen holen, klar. Der kommt mit dem Tankwagen. Wie kommt der Diesel dort rein? Mit Elektropumpen. Wenn dann noch eine Dunkelflaute herrscht, ist die Sache nicht mehr lustig. Ein vieltägiger Stromausfall wird selbst seitens der Regierung vorhergesagt.
Verkehr und Gütertransport wären stark eingeschränkt, die Produktion in Betrieben läge still, die Versorgung mit Wasser, Nahrungsmitteln und Medikamenten würde schwierig, die Kommunikation via Telefon, Internet und Fernsehen unmöglich. Wenn die Batterien leer sind und der Kraftstoff für Notstromaggregate verbraucht ist, werden auch Handys unbrauchbar und in Krankenhäusern die Intensiv- und Dialysestationen kaum noch betreibbar.
Und da wir unsere Energiewirtschaft auf witterungsabhängige Stromversorgung umstellen, ohne Ersatzlösungen, ist die Gefahr schon vorhanden.
Zum Glück ist momentan die Sonne so wenig aktiv, dass die Gefahr grüner Politik wesentlich größer ist.