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Interactive Brokers Erfahrungen – wie zufrieden sind wir nach dem Rausschmiss bei Degiro?

Es ist gerade viel los bei uns und der Krieg tut sein Übriges, deshalb ist die Artikelfrequenz etwas abgesunken – das wird sich aber in Zukunft wieder ändern. Heute wollen wir uns dennoch nach einem halben Jahr Interactive Brokers Test mal dazu äußern, wie wir unseren neuen Firmendepot Broker finden.

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Es ist den Brokern nicht zu verübeln, dass sie angesichts des Übermaßes an Regulierung ihr Geschäft beständig zusammenstreichen oder in Bereiche ausweichen, die noch ein erträgliches Kosten/Nutzen-Verhältnis aufweisen. FATCA und Mifid 2 sind zwei Stichworte, weshalb kaum mehr ein Broker ein aus Gebührensicht kompetitives Angebot für Geschäftskunden wie für unsere Sparschwein-UG machen möchte. Es ist absolut traurig mit anzusehen, wie unkomplizierte Zugänge zur Wertpapieranlage in Deutschland beständig torpediert werden.

So bietet zum Beispiel der Smartbroker seit Anfang Mai 2022 keine neuen Wertpapierkredite mehr an – mitten in der Krise, wenn die Preise niedrig sind! Glück hat wieder einmal der, der früh genug das Depot eröffnet hat. Damit ist der Smartbroker, selbst wenn er – wie seit Jahren angekündigt – irgendwann mal wieder Firmendepots anbieten sollte, komplett wertlos. Smartbroker – wir sind hieran über die wallstreet:online-Aktie beteiligt – hat sich zwischenzeitlich eine unrühmliche Historie gebrochener Versprechen bzw. Ankündigungen aufgebaut. Das hinterlässt schon keinen guten Eindruck. Ein Depot ohne Wertpapierkredit aber ist jedenfalls Kindergarten. Wer einmal die Verfügungsmöglichkeit des Wertpapierkredits zu schätzen gelernt hat, wird darauf nicht mehr verzichten wollen.

Der von FlatEx gekaperte Broker Degiro hat den Wertpapierkredit ja ebenfalls dadurch unattraktiv gemacht, dass er nicht mehr risikogerecht, sondern profitgerecht bepreist wird. Degiro hat damit allerdings wie Winnie Puuh die Nase einmal zu tief in den Honigtopf gesteckt. Wir hoffen, dass betroffene Degiro-Anleger ggfs. ihre Konsequenzen für sich daraus gezogen haben. Degiro ist eben nicht mehr der quirlige Disruptor der Gründungsjahre, sondern gefangen in den Sachzwängen der Flatex-Börsennotierung und der deutschen Bedenkenträgerei. Da wir nach wie vor FlatexDegiro-Aktien halten, profitieren wir wenigstens hinten rum von der Verschlechterung des Kundenangebots über den höheren Profit.

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Wir sind nun nach dem Rausschmiss bei Degiro also seit nunmehr einem halben Jahr bei Interactive Brokers (IB). Hier scheint die Welt eine ganz andere zu sein: es geht einfach immer alles. Und das zum fairen Preis. So wie Degiro in der Gründungszeit. Firmendepot? Klar, bieten sie an. Wertpapierkredit? Selbstverständlich, sind ja nicht rückständig. Auch adäquat bepreister Wertpapierkredit? Jawohl, und sicherlich nicht wie die deutschen Anti-Kredit-Broker. Zum Wertpapierkredit und seiner abgesicherten Nutzung haben wir hier schon Artikel geschrieben. Gut gefällt uns auch die umfangreichen Informationen bspw. zu Aktien, d.h. Fundamentaldaten, Nachrichten, Dividendenrenditen etc. in der Depotübersicht wird die jeweils nächste Dividende mit Datum auch angezeigt.

So ist Interactive Brokers (und seine Reseller-Ableger) derzeit der einzige Broker, bei dem wir unsere Anlagestrategie überhaupt noch umsetzen können. Bzw. der ein Standardangebot auch überhaupt noch insgesamt fair bepreist. Ob die Kauforder nun 0,00 Euro oder 2,00 Euro kostet, macht am Ende des Jahres nicht viel aus. Ob 100.000 Euro Wertpapierkredit aber 1 Prozent kosten, oder 3 Prozent, das macht sehr wohl etwas aus.

Die große Angst, mit der Komplexität der Benutzeroberfläche von Interactive Brokers nicht zurecht zu kommen, hat sich als überwiegend unbegründet herausgestellt. Die App („IBKR“) ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber nach einer gewissen Zeit brauchbar. Wichtig war die Echtzeitanzeige der Tages-G&V in der App und diese ist enthalten. Sogar Vor- & Nachbörsenkursveränderungen in den USA werden in Echtzeit berücksichtigt. Allerdings hat auch IB erkannt, dass der jungen Generation ein optisch zugänglicheres Medium geboten werden muss und hat eine weitere Mobil-App „IBKR GlobalTrader“. Diese ist im abgespeckten Trade-Republic-Stil gehalten, aber eher funktionsarm und bietet nicht den Umfang, den wir benötigen – aber kann natürlich durchaus seine Zielgruppe haben.

Der Webtrader – IB hat (leider) eine Vielzahl an Plattformen – ist ebenfalls eher weniger brauchbar. Kernstück von IB ist klassischerweise eigentlich die TWS Trader Workstation, die aber an eine lokale PC-Softwareinstallation gebunden ist und optisch ebenfalls aus dem vergangenen Jahrhundert stammt bzw. funktionell gehalten ist. Dafür ist sie natürlich im Funktionsumfang der feuchte Traum jedes Traders.

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Hinsichtlich des Handelsumfangs konnten wir jedenfalls sämtliche Aktien, die wir bei Degiro handeln konnten, bei IB ebenfalls handeln. Portugiesische Aktien waren allerdings nicht handelbar. Wesentlich besser dürfte das Termingeschäftsangebot sein, wenn es beispielsweise einmal um den Verkauf gedeckter Kaufoptionen gehen sollte oder um das Pendant des verkauften cash-gedeckten Puts (die für uns einzigen beiden infrage kommenden Strategien). Das war bei Degiro nämlich auch eher mager.

Kommen wir noch zum Thema Buchhaltung. Wir führen unser Depot bekanntlich im Kapitalgesellschaftsmantel unserer Sparschwein-UG, weshalb wir teilweise von einer günstigeren Besteuerung (insbesondere im Aktiengewinnbereich) profitieren. Als Geschäftsdepot müssen sämtliche Vorgänge auch in der Buchhaltung berücksichtigt werden. Und hier gestaltet sich die Geschichte zum Teil ein ganzes Stück schwieriger als bei Degiro. Hintergrund ist im Wesentlichen die Fremdwährungsumrechnung. Bei Degiro hatten wir Auto-FX aktiviert, was jeden einzelnen Geschäftsvorgang (gegen Umrechnungsgebühr) direkt in Euro umwandelte. Eine Fremdwährungsumrechnung jedes Geschäftsvorfalls entfiel damit. Bei IB ist das anders. Wenn wir Fremdwährungsaktien auf Margin kaufen, kaufen wir auf Fremdwährungsmargin. Damit gibt es aber eben keinen Anhaltspunkt dafür, wie hoch der Euro-Wert im Zeitpunkt des Geschäftsvorfalls ist. Hier mussten wir uns erst mühsam durch die IB-Kontoauswertungen kämpfen und verschiedene Auswertungsstellen miteinander abgleichen, um auf eine verwertbare Umrechnungslogik zu stoßen. Sie existiert jedoch, und damit wurde unsere ursprüngliche Befürchtung, jeden Geschäftsvorfall mit extern zu beschaffenden Währungskursen manuell umrechnen zu müssen, entkräftet. Insgesamt ist es also für Buchhaltungszwecke ein bisschen unübersichtlicher als bisher bei Degiro mit automatischer (und kostenpflichtiger) Fremdwährungsumrechnung.

Alles in allem ist IB nun ein Broker, mit dessen Firmendepot wir ganz gut leben können. Hinsichtlich Anlageuniversum und Ermöglichung der eigenen Anlagestrategie ist IB wohl der einzige verbliebene Broker (wie immer: zusammen mit den verschiedenen IB-Resellern), bei dem wir es noch aushalten können. Die Leistungsverarmung im Broker-Bereich ist, wie einleitend erwähnt, traurig, aber nicht zu ändern. Wir screenen den Brokermarkt regelmäßig auf neue vielversprechende Teilnehmer, aber es sieht düster aus. Robinhood ist nicht in Sicht, andere US-Broker ebenfalls nicht. Im deutschen Brokermarkt gibt es jedoch noch genug Verkrustung aufzubrechen für ambitionierte Neulinge. Es darf aus unserer Sicht aber kein Zurück geben in die Zeiten, in denen Broker kleinere Anleger bei den Wertpapierkreditkonditionen übervorteilen. Es handelt sich um einen besicherten Kredit, dessen Kreditrisiko jederzeit überwacht werden kann, und er ist auch als solcher zu bepreisen. Dies finden wir derzeit wie gesagt nur bei IB, wo man bei Degiro zum Teil den Eindruck hat, dass ein Praktikant z.B. die Kapitalmaßnahmen betreut.

Letztes Argument für IB ist die Benachrichtigung über die gehaltenen Positionen. Wir erfahren – wenn gewünscht – vorab, wann Quartalszahlen für die Depotpositionen herauskommen, ob diese vor oder nach Börsenschluss veröffentlich werden, wie die Konsensschätzung ist, und, und, und. Wir erfahren, wenn Quartalsdividenden angekündigt werden und wir können auch ohne Probleme Aktiendividenden beauftragen, wenn dies angeboten wird. Exzellent auch, dass IB dem Aktionär erlaubt, Stimmen für die Tagesordnungspunkte für Hauptversammlungen im Vorhinein abzugeben. Manches davon mag es bei Degiro auch geben, allerdings bei weitem nicht so gut und routiniert gemacht wie bei IB.

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Zusammengefasst war der Brokerwechsel im Ergebnis gut. Die Konditionen haben sich nicht wesentlich verschlechtert, die Möglichkeiten wahrscheinlich sogar wesentlich erweitert. Wir haben uns gut an IB gewöhnt und auch die massive Umstellung bei der Verbuchung der Geschäftsvorfälle mit der damit verbundene zeitliche Mehraufwand pendelt sich langsam wieder ein, sodass wir abhängig vom Buchungsvolumen mit zwei, drei Stunden Aufwand pro Quartal gut hinkommen. So langsam kehrt also wieder Ruhe ein, nachdem uns sowohl die Cloud-Buchhaltung Sage als auch der Depotanbieter gekündigt haben – nach wie vor ein beispielloser Vertrauensverlust in Sage und Degiro für uns und ein exorbitanter Aufwand. IB ist natürlich brokertechnisch jetzt noch ein viel größeres Klumpenrisiko für uns, da es nun gar keine Brokeralternative mehr dazu gibt.

Zu unserer Cloud-Buchhaltungsnachfolgelösung Kontolino, die wir mittlerweile statt Sage nutzen, werden wir ebenfalls noch einen Artikel schreiben. Ein kurzer Ausblick vorab: Kontolino ist klein, aber fein, bietet aber gleichzeitig die wesentlichen Funktionen, einen fairen Preis und bietet im Gegensatz etwa zu Sage die Möglichkeit, mit Sicherheit die handelsrechtlichen Aufbewahrungsfristen einzuhalten.

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11 Gedanken zu „Interactive Brokers Erfahrungen – wie zufrieden sind wir nach dem Rausschmiss bei Degiro?“

  1. Vielen Dank für Euren Erfahrungsbericht! Ich stehe aktuell vor der selben Herausforderung… :S Auch beim Thema Buchhaltung suche ich noch nach einem neuen Anbieter und warte da aber noch auf Euren angekündigten Artikel zu Kontolino. Kann es nicht verstehen, dass man Kunden einfach kündigt – man verlässt sich ja über Jahre auf einen Anbieter!

  2. Vielen Dank für Euren Erfahrungsbericht! Ich stehe aktuell vor der selben Herausforderung… :S Auch beim Thema Buchhaltung suche ich noch nach einem neuen Anbieter und warte da aber noch auf Euren angekündigten Artikel zu Kontolino. Kann es nicht verstehen, dass man Kunden einfach kündigt – man verlässt sich ja über Jahre auf einen Anbieter.

  3. Danke für den Artikel! Welchen Broker könnt ihr für einen privaten Anleger empfehlen, der einen Wertpapierkredit anbietet? Bei Smartbroker bekomme ich seit 3 Monaten vom Support nur diese Antwort – auf Nachfrage kommt dann es würde wohl irgendwann wieder angeboten werden…

    vielen Dank für Ihre Anfrage an die DAB BNP Paribas.

    Bedauerlicherweise bietet die DAB Bank derzeit keine Wertpapierkredite für Smartbroker Kunden an.

    Beachten Sie bitte, dass dies eine geschäftspolitische Entscheidung der Bank ist und Sie nicht persönlich betrifft.

  4. Ich bin mit meinem privaten Depot zum Jahreswechsel rum auch von Degiro nach IB gewechselt wegen dem WP-Kredit. Hatte davor allerdings auch schon ein kleines Konto bei IB.

    Weil ihr schreibt dass der Webtrader weniger brauchbar ist, meint ihr den alten Webtrader?
    Der neue Webtrader ist direkt in der Webseite integriert und ich finde mit dem kann man gut Aktien handeln. Dieser Webtrader wird von IB auch gerade stetig weiterentwickelt und ich muss sagen ich bin überrascht wie häufig ich dort Änderungen sehe.
    Dies war am Anfang auch ein Negativpunkt, da ich die Webseite von Degiro (Portfolioübersicht, Handelsmaske etc) besser empfand, aber mittlerweile hat, wie oben geschrieben, IB sich da deutlich gebessert.

  5. An IB (ich nutze den Ableger Lynx und habe mehrfach die Konditionen nachverhandelt, sodass diese nun fast auf IB Niveau sind. Müsste ich neu entscheiden würde ich aber direkt zu IB gehen und mir die Nachverhandlungen sparen…) kommt man in meinen Augen nicht vorbei, wenn man international Aktien kaufen möchte oder mit Optionen und Futures handeln will. Ich handele hauptsächlich mit Optionen und nutze meine buy&hold Titel als Margin-Spender.
    Der Webtrader ist mir erheblich zu rudimentär und trotz meiner Liebe zu Excel ist mir die TWS wiederum zu unübersichtlich, daher handele ich hauptsächlich mit der Smartphone App.
    Schön finde ich, dass man bei IB fast das ganze Universum des Handels bespielen kann.
    Wie bei Angelsächsischen Brokern üblich werden die Aktien idR verliehen. Wenn man einen kleinen Haken setzt, erhält man hierfür seinen Zinsanteil. V.a. bei Hochrisikopositionen ist das dann ein nettes Zubrot :).

  6. Vielen Dank für euren Beitrag.
    Ich bin Anfang des Jahres zu IB, genauer Banx, wegen des besseren WP-Kredits gewechselt. Allerdings ist der Zinssatz des WP-Kredits (in USD) aufgrund der Zinssteigerungen von ursprünglich 1,5 % auf nun mehr als 3% gestiegen und damit auf dem gleichen Niveau wie DEGIRO. Meiner Kenntnis nach, sind die Konditionen bei IB direkt (nicht Reseller) was den WP-Kredit angeht noch schlechter als Banx. Wie sieht es bei Euch aus? Wie hat sich die WP-Kreditkostenstruktur bei Euch entwickelt? Ihr handelt doch hauptsächlich auf Margin in USD, oder?
    Beste Grüße

    1. Hallo David, grds. nutzen wir die sinnvollste Margin, und das ist derzeit EUR. Wir vermeiden also, größere USD-Defizite stehen zu lassen. Da Banx nur Wiederverkäufer für IB ist, sollte IB in jedem Fall die besten Zinssätze haben.

  7. Geschäftsdepots scheinen nun bei Smartbroker auch für Altkunden nicht mehr erwünscht zu sein. Kündigung in der Frist von 2 Monaten und keine wirkliche Begründung. Nur Verweis auf die AGB’s und eine zu große US Exposure?!

    So hat man immer was zu tun. 🙂

      1. Hammer kam aber heute. 3 Werktage vor offiziellem Kündigungstermin war das Depot nicht mehr online sichtbar und die Kollegin an der Hotline hat die Kündigung bestätigt. Die Dokumente/ Abrechnungen (ca 600) will man postalisch zuschicken und den Restbetrag wohl überweisen.

        BNP Paribas nie wieder.

        Konsequenz: alle privaten Konten werden dort auch aufgelöst.

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