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Nullzinsphase? Nullzinsdispo!

Nach unserem letzten Artikel zur Monetarisierung der eigenen Bonität gehen wir heute noch einmal auf einen weiteren kleinen Trick in diesem Zusammenhang ein (den wir natürlich nicht erfunden haben), der zu einer im Ergebnis zinslosen Dispo-Nutzung führt.

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Während 90 % der Deutschen auf die Nullzinsphase schimpfen und sich aufgrund ebendieser „Anlagestrategie“ möglicherweise auch berechtigt in den unteren 90 % der Vermögenspyramide wiederfinden dürften, freuen wir uns seit fast fünf Jahren über beste Bedingungen für kreditfinanzierte Investitionen. Investitionen in erster Linie in die höchstrentierende Anlageklasse überhaupt und das ist – nein, nicht „Aktien“ – unternehmerisches Engagement.

Wir sind ein großer Freund davon, gedanklich zu trennen. Die Aktie ist nur der Durchführungsweg dafür, am Unternehmertum partizipieren zu können. Ein anderer Durchführungsweg wäre es, selbst unternehmerisch tätig zu werden. Genauso wie auch beispielsweise ein Aktien-ETF nur ein weiterer Durchführungsweg ist, z.B. über in diesem enthaltene Aktien an Unternehmertum teilhaben zu können. Am Ende ist es immer ein reales Geschäft mit einem Geschäftsmodell, dass die Rendite bringt. Eine Investition in Kapitalüberlassung (z.B. Bankeinlagen oder Anleihen) ist dagegen keine Investition in Unternehmertum und muss sich deshalb auch am Preis für viel zu viel verfügbares Kapital orientieren und der ist nunmal aktuell praktisch null.

Seit 2014 bezahlen wir knapp über 1 % Kreditzins und kaufen uns davon Vermögensgegenstände, die zum einen aufgrund der geldpolitikbedingten Vermögenspreisinflation immer weiter in völlig unvernünftige Höhen steigen und zum anderen laufende Erträge in Form von Dividenden weit über 1 % abwerfen. Das führt dazu, dass wir beispielsweise rund 50 % unserer gesamten Depoteinzahlungen innerhalb der letzten fünf Jahre bereits als Dividende obendrauf bekommen haben. Zuzüglich Kurssteigerungen in nochmal der gleichen Höhe, die wir seit letztem Jahr aufgrund der Kapitalanlage im Gesellschaftsmantel auch noch fast steuerfrei vereinnahmen können.

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Wie schon verschiedentlich dargestellt, spielt die Refinanzierung für unsere Anlagestrategie eine prägende Rolle. Selbstverständlich kommt es trotzdem einmal vor, dass wir z.B. ungeplant den Dispokreditrahmen in Anspruch nehmen müssen. Wir sind aus investitionsbedingt chronisch cash-knapp. Eigentlich soll der Dispo bei uns – neben den anderen Kreditlinien – für die Absicherung des Wertpapierkredits freigehalten werden. Mitunter ergeben sich natürlich aber auch mal unvorhersehbare Ausgaben, die aber schon mit der nächsten Gehaltszahlung wieder ausgeglichen werden können.

Bei der DKB* kostet der Dispo beispielsweise 6,9 %. Das ist für ein paar Tage mal in Ordnung, geht aber auf Dauer durchaus ins Geld. Hierfür haben wir zwischenzeitlich eine für uns passende Lösung gefunden.

Die Lösung besteht im Kern daraus, dass man beim FinTech-Start-Up Revolut Geld über eine Kreditkarte einzahlen kann und diese Einzahlung seitens unserer Kreditkartenanbieter nicht als – sofort hochverzinsliche – Bargeldabhebung angesehen wird. Stattdessen erscheint die Geldeinzahlung als normaler Zahlungsumsatz auf der Kreditkartenabrechnung. Die Folge ist, dass bis zur Fälligkeit der monatlichen Kreditkartenabrechnung keine Zinsen für den abgebuchten Betrag anfallen.

Gehen wir es an einem Beispiel durch. Wir müssen eine ungeplante Rechnung von 1.000 Euro bezahlen. Auf dem Konto ist natürlich nichts, weil bereits alles in Aktien steckt 🙂 Folglich würde die Rechnung vom Dispo bezahlt werden müssen, der in unserem Fall 0,19 Euro am Tag kostet.

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Wir gehen deshalb in unser Revolut-Onlinebanking, laden das Revolut-Konto via Kreditkarte (z.B. Advanzia*) mit 1.000 Euro auf und überweisen das Geld auf unser reguläres Girokonto. Idealerweise lautet dieser Kontoinhaber nicht auf denselben Namen wie der Revolut-Inhaber, also z.B. eignet sich ein Gemeinschaftskonto als Zielkonto sehr gut. Anderenfalls dürfte das bei Revolut recht schnell auffallen und ggfs. eine Sperre für solche Überweisungen aus z.B. Geldwäscheverdachtsgründen folgen. Beispielsweise vom Gemeinschaftskonto kann das Geld dann auf das Konto überwiesen werden, bei dem der Dispo in Anspruch genommen wurde.

Anschließend wartet man die Kreditkartenabrechnung ab und hat so in der Regel vier bis acht Wochen Zahlungsziel und zinsfreien Dispo. 0,19€/Tag/1.000€ gespart! Auch hier ist der Kern letztlich eine Monetarisierung der eigenen Bonität, denn wir benötigen einen Kredit (Kreditkartenlimit), um den anderen Kredit (Dispo) ausgleichen zu können. Wie immer wollen wir uns hiermit natürlich nicht für Konsum verschulden, sondern uns durch die diversen Kreditlinien finanzielle Möglichkeiten offenhalten, wenn beispielsweise eine ungeplante Unwucht auf dem Einnahmen-Ausgaben-Zeitstrahl zu überbrücken ist.

Ob man dieses Modell übernimmt, muss jeder für sich entscheiden, denn die Verwendung ist in dieser Weise „eigentlich so nicht gedacht“. Es gibt kein free lunch, jedes Handeln hat Auswirkungen an anderer Stelle und wenn es alle so machen, müssten die Anbieter sicherlich die Segel streichen.

Auf der anderen Seite gibt es auch auf Seiten der Anbieter Frechheiten. Man denke etwa an die übliche Zinssatzregel „Referenzzinssatz + Marge“. Einige Anbieter haben beispielsweise keine Probleme damit, festzulegen, dass der Referenzzinssatz nicht negativ sein darf und ggfs. mindestens 0 % beträgt – ungeachtet der geldpolitischen Realität und derjenigen am Interbankenmarkt. Das ist natürlich eine ungerechtfertigte Bereicherung der Kreditgeber, ein Unding und offensichtlich systemwidrig. Degiro macht das beim Wertpapierkredit so (ansonsten wäre der Zins noch wesentlich niedriger als 1,25 %), aber auch Anbieter anderer variabel verzinster Kredite.

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Kritisch anzumerken ist natürlich auch noch, dass Revolut einen nicht ganz einwandfreien Ruf hat. Aber wir haben unser Geld auch nicht dauerhaft dort, sondern sehen es als ein weiteres Werkzeug in unserem finanziellen Werkzeugkasten, das wir zu gegebener Zeit nutzen können.

 

Hast Du Fragen, Hinweise, Anregungen zum Artikel? Schreib uns im Kommentarbereich! 🙂

 

Wenn Du Dich für das Thema Aktienanlage in Kapitalgesellschaften interessierst und mehr darüber erfahren möchtest, ist unser Buch Die Sparschwein-UG oder die dazugehörige Facebook-Gruppe vielleicht das Richtige für Dich!

13 Gedanken zu „Nullzinsphase? Nullzinsdispo!“

  1. Hallo,
    Mich würde interessieren was ihr macht, wenn es einen Crash gibt, und ihr immer weiter Geld zuschiessen müsst. Ab wann würdet ihr verkaufen?

    1. Hallo,
      gar nicht! Wir haben in verschiedenen Artikeln auf diesem Blog beschrieben, dass der Wertpapierkredit durch einen Rahmenkredit in gleicher Höhe abgesichert werden soll, der im Crash-Fall den Margin Call abfängt. Genau das ist der Sinn dabei, dass man im Crash-Fall eben nicht gezwungen ist, Aktien zu verkaufen.
      Beste Grüße!

  2. Hallo,
    das Kaufen von Aktien als Investment in Unternehmertum zu sehen wird der Sache nicht gerecht. In erster Näherung hat die Aktiengesellschaft nach der Erstausgabe nichts davon, wenn ihre Aktien gehandelt werden. Natürlich gibt es Effekte, die haben aber mit Investment in Unternehmertum nichts zu tun. Umgekehrt hat die Anleihe, insbesondere die Unternehmensanleihe, aufgrund ihrer zeitlichen Begrenztheit einen deutlich direkteren Bezug zum Unternehmertum und beeinflusst dieses deutlich mehr, da sie vom Unternehmen in absehbarer Zeit wieder zurückbezahlt werden muss.
    Oder sehe ich das komplett falsch und ihr meintet mit „unternehmerischem Engagement“ eure eigene aktive/kreative Herangehensweise an den Kapitalmarkt?

    1. Mit Unternehmertum meinen wir das tatsächliche Tagesgeschäft, das Unternehmen betreiben, beispielsweise BASF das Chemiegeschäft. BASF investiert Milliarden in Anlagen, geht dadurch finanziell beispielsweise hoch ins Risiko und erwirtschaftet (hoffentlich) risikoadäquate Umsätze bzw. Renditen. Das ist der Kern der Wertentwicklung. Je erfolgreicher das Geschäft betrieben wird (Voraussetzung), desto wertvoller die Aktie (Folge), desto wahrscheinlicher eine gute Wertentwicklung der Aktie (weitere Folge). Das meinen wir damit. Unternehmertum, also das Anbieten von Leistungen, das Verkaufen von Produkten, etc. bringt die höchsten Renditen. Über Aktien kann man an dem Unternehmen der einzelnen Gesellschaften partizipieren. Aber es ist durchgerechnet eben nicht eine gesichtslose Aktie, an der man verdient, sondern ein Anteil an einem echten, wirtschaftenden Unternehmen, in welchem tausende Mitarbeiter tagtäglich daran arbeiten, das Geschäft voranzutreiben.

    1. gebuhrenfrei.com Mastercard Gold von der Advanzia Bank. Man kann bei Revolut alles innerhalb von Sekunden in der App veranlassen.

  3. Als kleinen Bonustipp könnte man noch die Amazon.de Visa Card anstatt der Advanzia zum aufladen benutzen.

    Hat den Vorteil, dass man auch noch Amazonpunkte kassiert.

    Beim Abschluss hat die Amazon Visa Karte einen Rahmen von 1.800€.

    Auf telefonische Nachfrage nach ein paar Monaten wurde der Rahmen auf 5.000€ erhöht, wahrscheinlich ginge auch mehr.

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